Inklusion ein Wunschgedanke?

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Ein weiterer Beitrag meinerseits zu den zweiten Bloggerthementagen 2013 ( https://quergedachtes.wordpress.com/thementage/)

Was ist Inklusion?

Inklusion bedeutet dass jeder Mensch die Möglichkeit erhält, sich vollständig und gleichberechtigt an allen gesellschaftlichen Prozessen zu beteiligen – und zwar von Anfang an und unabhängig von individuellen Fähigkeiten, ethnischer wie sozialer Herkunft, Geschlecht oder Alter. (http://www.aktion-mensch.de/inklusion/was-ist-inklusion.php)

In der Realität sieht es jedoch sehr oft anders auch und dass liegt zum Teil an auch an Vorurteilen, aber auch an örtlichen Gegebenheiten.

So ist es zum Beispiel notwendig, dass man sich vor einen Fahrplan stellen kann, um diesen lesen zu können, dass man den Bus oder die Bahn idealerweise ohne ein Absenken oder eine Pampe betreten kann und lesen, hören und sprechen kann, um sich ein Ticket zu kaufen. Genauso notwendig ist es in vielen öffentlichen Cafés, Restaurants oder Geschäften gehen zu können, um diese überhaupt betreten zu können. Kann man dies nicht, ist man auf Hilfe angewiesen und diese Hilfe auch anzubieten ist für viele Menschen unangenehm. Zum Teil ist es ihnen unangenehm, weil sie sich nicht aufdrängen wollen und dem Mensch mit Handicap eine Selbstbestimmung zugestehen möchten, zum Teil liegt es aber auch daran, dass es schlicht und einfach als unangenehme Belastung wahrgenommen wird.

Dem Menschen mit Handicap wird sehr oft das Gefühl gegeben nicht dazu zu gehören, ein Mensch zweiter Klasse zu sein und eine Last für die „gesunde“ Bevölkerung darzustellen und das liegt zu einem Großteil an dem vorherrschenden Desinteresse an Menschen, die „anders“ sind, aber auch an den Vorurteilen, die noch sehr verbreitet sind. So heißt es in einem Artikel dazu:“ Behinderte Menschen gelten den meisten ‚Normalen‘ als hilflos, oft genug aggressiv oder böse.“ Und weiter: „Skepsis, Angst, gar Ekel und Abscheu sind, vielen Studien zufolge, noch immer bezeichnend für die Einstellungen der Bevölkerung gegenüber Behinderten. Besonders betroffen sind lern- und geistigbehinderte Kinder.

Verhaltensbiologen bewerten solche Einstellungen als typische Zeichen einer ‚Ausstoßreaktion‘, die dem Menschen ebenso wie dem Tier gegenüber ‚andersartigen‘ Gruppenmitgliedern angeboren sei.
So wie in einer Gruppe von Tieren ein schwaches, behindertes Mitglied nicht beachtet oder schließlich weggebissen werde, so ließen sich auch bei Menschen Anzeichen von Ausstoßreaktionen oder Ausstoßaggressionen beobachten. Das Verspotten behinderter Menschen durch Kinder gehöre zum uralten menschlichen Verhaltensrepertoire. Man begegne behinderten Menschen mit einem gewissen ’sozialen Distanzverhalten‘, dränge sie leicht in
sogenannte ‚ökologische Nischen‘ und mache sie somit zu Außenseitern. „ (
http://www.tiergestuetzte-therapie.de/pages/texte/wissenschaft/greiffenhagen/greiffenhagen.htm)

Menschen mit Handicap werden somit zu einer Randgruppe gemacht, mit der man nichts zu tun haben möchte und dabei wird völlig außer Acht gelassen, dass jeder Mensch in die Situation geraten kann ein Handicap zu haben. Menschen mit einem Handicap wünschen sich zwar ein selbstbestimmtes Leben, sind aber dennoch auch – speziell im Kindesalter – auch Hilfe von anderen Menschen angewiesen und werden dennoch ausgestoßen.

Behinderung und Inklusion sind zwar keine Tabuthemen mehr, wie sie lange Zeit waren und der Mensch mit Handicap wird auch nicht mehr so stark fremdbestimmt, aber dennoch wird er ausgestoßen und soll nicht weiter stören.

Es gibt zwar zunehmend Institutionen, die sich für die Belange von behinderten einsetzten und diese stärken und auch rechtlich hat sich einiges verändert, in den öffentlichen Bereichen – speziell bei Ämtern – gibt es Umbauten, damit diese behindertengerecht werden, aber in den Köpfen der meisten „gesunden“ Menschen fehlt es immer noch am Umdenken. Mehr an das Miteinander zu denken, als nur an sich. Wer gibt bekommt auch immer etwas zurück, wer nur nimmt, kann ab einem bestimmten Punkt nichts mehr erwarten und das sollten sich die Menschen wieder bewusster machen.

Das traurige ist jedoch, dass Inklusion oft schon im familiären Umfeld scheitert und ganz besonders, wenn es sich bei der Behinderung um eine geistige und/oder seelische Behinderung handelt. Dann können die Verwandten nicht mit der Behinderung umgehen, wissen nicht wie sie auf den Mensch mit Handicap eingehen sollen, empfinden seine Eigenarten als zu anstrengend oder den Menschen als ganzen nur noch als Last und minimieren den Kontakt soweit es geht oder vermeiden ihn völlig. Doch ganz besonders die Familie sollte sich eigentlich dessen bewusst sein, dass es gerade für einen Mensch mit Handicap umso wichtiger ist den familiären Rückhalt zu haben, da es diesen in der Gesellschaft schon kaum gibt. Und gerade diesen Menschen wünsche ich, dass sie sich nie mit einer Situation konfrontiert sehen, durch sie eine Behinderung bekommen könnten, denn wie wollen diese Menschen dann damit umgehen???

Doch wie heißt es doch so treffend:

Tu nichts, was Du nicht willst, das man Dir tut.

Vielleicht macht sich der ein oder andere nach dem Lesen dieses Artikels darüber ja mal Gedanken!?!

© S. Stolzenberg

Published in: on 12. November 2013 at 01:37  Comments (3)  

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3 KommentareHinterlasse einen Kommentar

  1. Es muss auch nicht immer die „Familie“ sein, die sich zurückzieht, es kann auch die behinderte Person sein, die sich von der „Familie“ zurückzieht.

    Sei es, weil die „Familie“ so tut, als ob die Behinderung (vor allem eine seelische) nicht existent wäre, und man nur gut genug auf den Jeweiligen einwirken müsste. Oder weil die „Familie“ sich auf Kleinkindniveau bewegt und den Behinderten nicht ernst nimmt.

    Was man „solchen“ Familienangehörigen wünschen möchte, ist mir nicht ganz klar.

    Ich wünschte mir für eine funktionierende Inklusion in ALLEN Lebensbereichen einfach nur, dass (vor allem) Entscheidungsträger sich auf die Ebene der jeweiligen Behinderungen für einen Zeitraum X begeben; um erahnen zu können, was eine Behinderung im einzelnen bedeuten kann und wo was wie geändert werden muss!

    Die These, dass wir Menschen auf uralt geprägtes Verhalten zurückziehen würden, kann ich nicht nachvollziehen. Und ich will es auch gar nicht.

    Dazu hat man mir zu viel Respekt vor anderen Menschen anerzogen! 😉

    • Dass sich auch der Behinderte von der Familie zurück ziehen kann, ist natürlich auch möglich und darum möchte ich Dir für diese Ergänzung danken Anita. Mit den Wünschen für diese Angehörigen meinte ich, dass ich ihnen wünsche nie mit einem Handicap zurecht kommen zu müssen z.B. in Folge eines Unfalls, wenn sie es schon nicht bei Angehörigen können 😉 Und der These, dass das Abstoßen von Menschen mit einer Behinderung angeboren sei, würde ich zwar nicht zustimmen, aber nachvollziehen kann sie schon, da es in der Steinzeit durchaus Sinn machte Menschen, die eingeschränkt waren aus der Gruppe auszustoßen. Dass dies aber nicht mehr auf die heutige Zeit übertragbar ist, braucht sicher nicht diskutiert werden.

      • Wenn ich meine Wünsche für diverse Menschen äußern würde, wären diese nicht sehr freundlich, deswegen habe ich geschrieben, dass es mir nicht ganz klar ist, ich diese bzw. besser nicht äußere. Ich denke auch, und weiß es leider auch sehr gut, dass sie selber an vielen Situationen verzweifeln und sie nicht wahrhaben wollen für sich selber. Auch wenn sie selber sich damit keinen Gefallen tun!

        Auch ich kann die Steinzeit-Theorie nachvollziehen, aber GsD kann man selbst im Tierreich erleben, dass Tiere unter guten Bedingungen sehr sozial sein können!

        Und sich auf diese Theorie zurückzuziehen, wie mir leider schon oft begegnet und als Entschuldigung für unmögliches Verhalten präsentiert, ist in meinen Augen ein absolutes NoGo!


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