Nach über einem Jahr mit Corona und all den damit verbundenen Einschränkungen, kamen wir zwar soweit mit den Maßnahmen zurecht, hatten uns auch einigermaßen mit Homeschooling und Wechselunterricht „angefreundet“ , aber schwierig war es natürlich dennoch sehr, da wir Familie und Freunde kaum sehen konnten, weil Kontakte reduziert bleiben sollten. Abstand und Maske waren Dauerthema und auch der Besuch beim Brieffreund unseres Sonnenscheins war seit Corona leider nicht mehr möglich.
Durch die Reduzierung der sozialen Kontakte, kam es aber dazu, dass unser Süßer immer häufiger darüber nachdenken musste, dass in den letzten Jahren fast alle Verwandten (aus unterschiedlichsten Gründen) den Kontakt zu uns abgebrochen hatten, zuletzt dann auch sehr wichtige Bezugspersonen von ihm (wobei ich darauf hier aus guten Gründen nicht weiter eingehen werde…). Durch fehlende Freunde, was sicher auch damit zusammen hängt, dass er Autist ist (vergleiche dazu den Beitrag von Rundumgedanken auf Facebook), die Kontaktabbrüche in der Familie, die Reduzierung sozialer Kontakte und die fehlende Möglichkeit sich in Jugendgruppen mit andern Kindern zu treffen, wurde unser Schatz zunehmend trauriger, war enttäuscht (vor allem von seiner Verwandtschaft), fühlte sich verraten und war vor allem wütend. Das zeigte sich auch zunehmend in der Schule und ein Gespräch unter uns Eltern war, wenn Junior nicht schon schlief oder im Spiel war, kaum noch möglich, weil er sich dann „ausgeschlossen“, teils auch einsam fühlte 😥 . Natürlich stellten wir als Eltern auch fest, dass wir Hilfe benötigten und kümmerten uns um ein Erstgespräch bei einem Therapeuten (das in Kürze stattfinden wird), aber wir hofften natürlich auch, dass er vielleicht durch viele positive Erfahrungen wieder etwas mehr Selbstvertrauen aufbauen könnte, da er zunehmend auch äußerte, dass niemand von seiner Behinderung erfahren sollte, es ihm unangenehm sei (er schien sich regelrecht dafür zu schämen), er vielleicht wieder fröhlicher werden würde.
Eine Aussprache, die er mit jemandem aus der Verwandtschaft führen konnte, stärkte ihn schon etwas, weil ihm versichert wurde, dass der Kotaktabbruch nicht an ihm lag, die Gründe zusammen besprochen wurden, aber dennoch blieb der Kontaktabbruch durch die anderen Verwandten – insbesondere denen, die zuletzt den Kontakt abgebrochen hatten – ein Dauerthema. Es belastete unseren Schatz so sehr, dass er kaum noch zur Ruhe kam, unruhig schlief, dauernd wach wurde, immer wieder Alpträume hatte :‘( .
Lange Zeit waren wir trotz dessen, unter anderem wegen der Reglungen in den Ländern, den hohen Inzidenzen und den im Urlaub weiter geltenden Einschränkungen wie dem Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes unsicher, ob wir in diesem Jahr in Urlaub fahren würden, mussten auch schauen, ob es finanziell machbar sein würde, waren aber auch sehr urlaubsreif – besonders auch durch die psychische Belastung der letzten Monate.
Mitte Juli war die Entscheidung dann gefallen, dass wir in Urlaub fahren wollten und so verglichen wir die verschiedenen Möglichkeiten und Unterbringungen und fanden ein Fischerhaus im Park Zeegalm in Middelkerke, Belgien, in dem wir für knapp acht Tage wohnen wollten. Wir fragten beim Vermieter an und bekamen recht zügig eine Buchungsbestätigung und ich schrieb eine Packliste…
Am vorletzten Julitag konnten wir dann unsere Taschen packen, da es am 31.07.2021 los gehen sollte…
Nach einem sehr leckeren Frühstück in einem Bistro im Ort, machten wir uns also am 31.07 auf den Weg nach Belgien, diesmal allerdings nicht über die Niederlande, sondern direkt aus Deutschland, wodurch wir auch eine längere Fahrzeit hatten. Am frühen Abend kamen wir im Haus an, wo uns allerdings leider auch ein sehr unangenehmer Geruch begrüßte, der in der Toilette und im Bad leider auch nach Lüften weiterhin bestehen blieb ☹. Nach einem Einkauf und dem auspacken der Taschen, gingen wir dann zum Strand, wo Junior wieder strahlte, wieder glücklich war ♥.
Wir gingen dann an der Promenade entlang, weil wir Hunger hatten, waren allerdings über eine Stunde unterwegs, da viele Restaurants nicht mehr existierten, geschlossen hatten oder im Begriff waren zu schließen. Wir stellten aber auch fest, dass uns die Promenade in Middelkerke nicht gefiel.
Am unseren ersten Tag, an dem wir nichts zu tun hatten und mit dem Vorhaben jeden Tag spontan zu entscheiden was wir unternehmen würden (für mich Neuland, da ich bisher immer vorab geplant hatte), machten wir uns auf den Weg zum Strand von Middelkerke, wo wir schnell feststellten, dass uns dieser wegen der Wellenbrecher nur ein bisschen gefiel….
Wir machten also daraus einen Strandspaziergang bis nach Westende, wo uns die Promenade auch nicht so gut gefiel, es leider auch länger dauerte, bis wir etwas essen konnten
Zum Beginn der neuen Woche wollten wir uns dann mal die Innenstadt von Middelkerke ansehen, auch in der Hoffnung, dass und zumindest diese gefallen würde, was aber leider nicht der Fall war.
Zumindest hatten wir die Möglichkeit sehr schöne Souvenirs zu kaufen und mit dem Trinkgeld noch etwas Gutes zu tun, da die Inhaberin des Geschäftes dieses Geld für Kinder in einem Heim sammelte. Nun mussten wir uns erst mal darum kümmern, dass unser Süßer Ende der Woche einen Coronatest machen könnte, der natürlich sichtlich „begeistert“ war, aber es musste nun mal leider sein, weil er als einziger noch nicht durchgeimpft ist… Abends fuhren wir dafür dann zu unserem Lieblingslokal in Oostende, nachdem wir zuvor in einem Park spazieren waren, (Lido Sole – sehr zu empfehlen!!!) und genossen schöne Zeit am Strand.
Da es am Dienstag erst mal nach Regen aussah, wollten wir dann mal einen Ausflug unternehmen, aber nicht wieder zu einem der Ausflugziele, die wir in den letzten Urlauben schon so oft gemacht hatten, sondern mal zu einem Ziel, dass wir noch nicht kannten und wo es vielleicht auch etwas Kultur geben sollte. Wir entschieden uns für die Burg Beauvoorde, die dem Besucher die Lebensart im Jahr 1875 näher bringen soll.
Als es dann doch wieder aufklarte und schön sonnig wurde, fuhren wir nach De Panne (einem der schönsten Strände der belgischen Küste), wo wir das gute Wetter für viele schöne und lustige Fotos ausnutzen.
Wieder zurück im Haus hatten wir dann Besuch von einem Grashüpfer, der sich nach innen verirrt hatte.
Mittwoch wollten wir dem Strand von Middelkerke eine Chance geben, mussten aber leider feststellen, dass uns der sehr kleine, mögliche Schwimmbereich im Zuge von Corona und Abstandsregelung als zu klein erschien, plantschten also nur etwas im vorderen Wasser… Außerdem buddelten wir uns gegenseitig ein und machten Sandengel :-D.
Abends konnten wir uns einen wunderschönen Sonnenuntergang am Strand von Oostende (der auch sehr schön ist) genießen und ihn für sehr schöne Fotos ausnutzen.
Am Donnerstag wollten wir dann auch mal schwimmen gehen und fuhren dafür zum Strand von De Hann (einer der Lieblingsorte der deutschen Urlauber in Belgien), wo wir uns leider auf dem Weg zum Strand auch sehr geärgert haben, weil nicht „nur“ fast niemand den Abstand einhielt, sondern auch fast keiner eine Maske trug. Übertragungen von Krankheitserregern würden hier ein leichtes sein und so mussten wir immer wieder schauen, wie wir uns einigermaßen sicher fortbewegen konnten, ohne dauernd auf der Straße gehen zu müssen ☹.
Am Strand klappte es mit dem Abstand aber wieder und unser Wirbelwind traute sich mit ein bisschen Mut machen von mir auch zum ersten Mal im Meer zu schwimmen und sogar zu tauchen 😊. Er hatte einen riesen großen Spaß und wollte gar nicht mehr aus dem Wasser raus ♥
Leider konnten wie ihn nicht mehr so lange schwimmen lassen, weil er seinen Termin zum Coronatest hatte…
An unserem vorletzten Tag im Urlaub mussten erst mal die Taschen gepackt werden und dann nutzen wir das Wetter erneut dazu an den Strand zu gehen. Diesmal der in De Panne, weil wir eigentlich die Hoffnung hatten, dass unser Süßer vielleicht im Funhaus spielen könnte, aber das klappte leider nicht, da es keinen Mindestabstand gab (wieso macht man sich darüber keine Gedanken???). Es gab stattdessen Eis und wir machten einen kleinen Strandspaziergang, bei dem wir auch einige Windsurfer sahen und diverse Strandfunde (wie einen kleinen Krebs) machten. Unser Sonnenschein war trotzdem glücklich.
Nun war unser letzter Tag angebrochen und wir mussten erst mal die Taschen fertig packen und das Haus säubern, dass weiterhin in der Toilette (durchgehend) „roch“ und im Badezimmer, wenn da Wasser im Handwaschbecken genutzt wurde, stank (zum Glück gab es ein weiteres Waschbecken im unteren Schlafzimmer…). Wir hinterließen das Haus sauberer, als wir es vorgefunden hatten… Damit Junior, der den Strand von Middelkerke „doof“ fand, sich noch vom Meer verabschieden könnte, fuhren wir nochmal nach Oostende, wo er sehr traurig war, als wir uns auf den Nachhauseweg machen mussten, aber er freute sich auch auf zu Hause, wie auch mein Mann und ich.
Und dann waen wir fast schon wieder zu Hause….
Im Urlaub war unser süßer Wirbelwind unbeschwert, glücklich, ausgelassen, fröhlich und konnte mal von all den Dingen, die ihn vorab so belastet hatten, abschalten. Wir konnten alle nicht „nur“ Sonne, sondern auch Kraft tanken, eine sehr schöne und intensive Familienzeit genießen und können uns somit jetzt wieder besser auf den teils sehr stressigen Alltag einlassen, werden aber weiterhin versuchen unser Schatz zu stärken und erst mal diese Woche auch das Beratungsgespräch für ihn zwecks einer Therapie nutzen. Wir hoffen, dass die Eindrücke aus dem Urlaub noch nachwirken werden und er auch dadurch gestärkt sein wird, dass er zukünftig öfter mal mit der Lebenshilfe Ausflüge unternehmen kann (und somit auch wieder mehr Kontakte zu anderen Kindern bekommt), er auch bald reiten kann…
Wir vermissen allerdings jetzt schon wieder den Strand, die Wellen, die Meerluft, aber dadurch, dass man dies so schnell vermisst, bleibt es etwas Besonderes!
© S. Stolzenberg
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