Anders sein/nicht so akzeptiert werden wie man ist, weil man anders ist

Auch diesen Blog schreibe ich aus aktuellem Anlass, wobei ich auf den aktuellen Anlass weder eingehen werde, noch begründen werde, wenn es betrifft, aber dieser Grund hat mich veranlasst diesen Beitrag etwas früher, als ursprünglich geplant zu schreiben…

„Anders sein“ was konkret bedeutet das eigentlich? Gibt es dazu eine gesellschaftliche Richtlinie? Eine Definition?

Nein, aber dennoch wissen die meisten Menschen was das bedeutet. Ich habe in einem Forum eine Definition zu dem Begriff normal gefunden, aus dem sich eine gute Definition für „anders sein“ ableiten lässt, nämlich, dass „normal“ Bedeutung ohne Abweichung, ohne Störung, durchschnittlich zu sein und dementsprechend anders eine Abweichung darzustellen, eine Störung aufzuweisen, nicht durchschnittlich zu sein, wobei ich der Ansicht bin, dass es solche Begrifflichkeiten gar nicht geben sollte.

Genauer betrachtet gehören also Menschen mit Störungen (laut ICD 10) wie Autismus und AD(H)S, Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Depression, Schizophrenie, Zwangsstörungen, Asthma bronchiale, Gendefekten (ich mag auch diesen Begriff nicht!) und vielen weiteren Erkrankungen, die nicht heilbar sind, Menschen mit Traumata, Allergien und Lebensmittelunverträglichkeiten und vielen weiteren „Extras“ zu den Menschen, die anders sind.

„Anders“ zu sein ist aber oftmals schon schwer genug zu ertragen, weil man durch dieses „anders sein“ oftmals an Dingen des alltäglichen Lebens gehindert sein kann, vielleicht wenige Freunde hat, sich sowieso schon isoliert fühlt.

Besonders bitter ist es dann aber, wenn man wegen dieses „anders sein“ nicht so akzeptiert wird, wie man ist.

Bei mir ist es zum Beispiel so, dass einige meiner Einschränkungen bis heute belächelt wurden und werden, wie etwa meine Lebensmittelunverträglichkeit, ich von einigen Personen unterschätzt werde, weil ich hyperaktiv bin (und damit verbinden wird, dass ich nur „quatschen, aber nicht machen kann“), ich mich mit Schuldzuweisungen wegen des Autismus unseres Sohnes konfrontiert sah, weil ich ihm einen Gendefekt vererbt habe (und nein den „Schuh zieh ich mir nicht an“) und vieles mehr.

Wie gehe ich damit um?

Ich habe zwar noch zu drei der Menschen, die mich nicht akzeptieren können wie ich bin, Kontakt, aber nur, weil sich das nicht ganz vermeiden lässt, weil wir gemeinsame Kontakte haben, wo wir nun mal aufeinander treffen könnten und ansonsten habe ich ein paar sehr gute Freunde gefunden, mit denen ich alles teilen, viel lachen, aber auch über ernste Themen reden kann, meine Bekanntschaften sind sehr viel weniger geworden, ich habe einige Kontakte abgebrochen, andere neue begonnen, besinne mich immer wieder bewusst auf all das was ich bereits in meinem Leben erlebt, geschafft, bewältigt habe und nehme mir bewusste Auszeiten, in denen ich mich nur um mich beziehungsweise meine Familie kümmere, in denen wir dann auch einfach mal gar nicht erreichbar sind.

Ich achte auf meine Kraftreserven und meide Dinge, die mir Kraft nehmen könnten und bringe zusammen mit meinem Mann auch unserem Sohn diese Achtsamkeit bei.

Denn: Wenn wir uns nicht lieben können, wie könnten wir uns das von anderen wünschen?

© S. Stolzenberg

Mich würde übrigens interessieren in wie fern ihr „anders“ seit, wie ihr damit umgeht, was euch hilft!?

Der Vergangenheit gestellt… erneut…

Ich schreibe diesen Blog, weil ich mich in diesem Jahr mal wieder mehrfach meiner Vergangenheit als Missbrauchsopfer gestellt haben/stellen musste und möchte ein wenig darüber berichten mit welchen Formen von Missbrauch ich mich in der Vergangenheit ausgesetzt sah, in wie weit ich mich diesen stellen konnte und wie es mir dabei ging, wie es mir heute damit geht.  Ich werde hierbei nicht ganz chronologisch vorgehen, weil es aktuell wieder zu einer Gegenüberstellung mit der Vergangenheit kam, wenn auch diesmal indirekt, weil ich nicht direkt betroffen war, aber Menschen, die ich liebe….

Ich werde hier nicht konkret beschreiben in wie fern ich missbraucht wurde, sondern über die jeweilige Form des Missbrauchs schreiben. Wer dazu Definitionen benötigen sollte, kann diese gerne in einem meiner älteren Beiträge, nämlich „Bleiben Missbrauchsopfer ein Leben lang Opfer…“ nachlesen.

Ich beginne hier mal mit dem physischen Missbrauch, den ich in meiner Kleinkindzeit erfahren musste, den ich aber durch Gespräche mit der Person, die das getan hat, bewältigen konnte…  Und dennoch weiß ich dadurch nur zu gut was es bedeutet Angst vor einem Menschen zu haben, den man liebt, der einem das nie antun sollte, wobei ich erwähnen sollte, dass sich die Person, die mich physisch missbraucht hat, Hilfe geholt hat, weil sie wusste, dass es falsch war, dass man dann einen Ausweg suchen muss.  Dieser Form des Missbrauchs war ich dann nochmals als Jugendliche ausgesetzt und zwar durch einen ehemaligen festen Freund, den ich aber verließ und das zur Anzeige brachte (die aber „im Sand verlief“). Später erfuhr ich dann von drei Familienmitglieder, dass sie dies auch erleben mussten, ebenfalls von wichtigen Menschen in ihren Leben und wir redeten sehr viel darüber, aber ich konfrontierte einige der Täter auch mit deren Taten, mit den Gefühlen, die sie ausgelöst hatten, den Ängsten und dem Bewusstsein, dass diese Gefühle nie wieder vergessen werden können. Diese Täter haben danach (meines wissen nach) nie wieder zu diesem „Erziehungsmittel“ gegriffen. Einen Täter durfte ich wegen des Versprechens gegenüber der Person, die missbraucht wurde, nicht mit der Tat konfrontieren, der Missbrauch wirkt aber bis heute nach. Vielleicht verstehe ich mich mit diesen Personen deswegen fast ohne Worte, es verbinden uns zumindest zusätzlich auch diese Erfahrungen gemacht z haben…. Ich wollte aber wegen der eigenen Erfahrungen und der aus meinem direkten Umfeld dafür sorgen, dass unser Sohn dieser Form der Missbrauchs nie ausgesetzt sein würde, aber das konnte ich nur bedingt verhindert, denn ihm wurde diese Art des Missbrauchs mehrfach von einer ihm wichtigen Person angedroht, weil er in den Augen dieser Person frech, „böse“ sei, wenn er albern wurde beispielsweise. Tatsächlich erfahren musste er es durch diese Person aber nie!

Ich sah mich auch sehr lange sexuellem Missbrauch ausgesetzt und zwar durch drei verschieden Täter. Ich werde hier darüber schreiben wie ich mich an einen Ort (von mehreren) begab, an dem ich durch ein Familienmitglied, nämlich meinen Großvater, missbraucht wurde, wie es mir dabei erging, was mir half. Ich konnte mich nicht an die anderen Orte, an denen der Missbrauch ebenfalls geschah begeben, unter anderem, weil das damalige Wohnhaus wieder bewohnt ist, um ein Beispiel zu nennen.

Dieser Abschnitt des Beitrags könnte unter Umständen triggern!!!

Es war im Sommer diesen Jahres, als ich – wie schon öfter – mal an einem kleinen Fluss in der Nähe alleine spazieren ging, aber diesmal nicht wie sonst auf der Seite, an der die Wiesen sind und wo man auf Wohnhäuser blickt, wo ich sonst oft mit meinem Mann und unserem Junior spazieren gehe, sondern diesmal auf der anderen Seite, wo auch eine Schrebergartensiedlung ist, in der mein Opa ebenfalls lange Zeit einen Schrebergarten besaß du wo wir uns viel als Kinder aufhielten. Meistens waren wir mit mehreren Personen dort, aber hin und wieder war ich eben auch mit meinem Opa alleine dort und diese Situationen nutze er dann auch oft aus, um mich dort zu missbrauchen. Ich war erst unsicher, ob ich hinein gehen sollte oder es besser lassen sollte, entschied mich aber es zu versuchen, mich meiner Vergangenheit zu stellen, denn immerhin konnte ich schon darüber reden was er mir angetan hatte, wie es mir ging, dass ich lange geschwiegen hatte und wieso und welche Worte, Gerüche mich triggern. Ich wollte nun also auch diesen Schritt wagen und begab mich in die Schrebergartenanlage hinein, in Richtung seines ehemaligen Schrebergartens, der natürlich wieder genutzt wird, aber dass dieser nun völlig anders gestaltet ist, half sicherlich auch. Und dennoch zitterte ich am ganzen Körper, mir wurde schlecht, mein Magen zog sich zusammen, ich fühlte mich als liefe mir ein Schauer über den Rücken und meine Hände schwitzen, obwohl mir kalt war. Ich blieb einige Minuten fast regungslos an dem Tor zu diesem Schrebergarten mit der Nummer vier stehen und betrachtete das angepflanzte Gemüse, die Bäume, die dort standen und stellte fest wie schön und friedlich dieser Ort war und dass ich diesen Ort nun betreten könnte; etwas was lange Zeit undenkbar gewesen ist. Ich verließ die Anlage wieder, fühlte mich zwar ein wenig schwach, aber war auch stolz auf mich das geschafft zu haben und atmete erst mal durch. Ich telefonierte danach aber direkt mit meinem Mann, der mir so unglaublich viel Kraft gibt und mein Rückhalt ist und war dankbar für diesen liebevollen Partner. Ich erzählte ihm auch später davon und er war stolz, aber auch besorgt, fragte wieso ich mich nicht an ihn gewendet hätte, er hätte mich doch begleitet, um mich zu „stützen“ Ich erzählte ihm auch später davon und er war stolz, aber auch besorgt, fragte wieso ich mich nicht an ihn gewendet hätte, er hätte mich doch begleitet, um mich zu „stützen“ ♥.

Mittlerweile, nachdem ich mich diesem Ort noch öfter gestellt habe, ist es „nur“ noch ein Schrebergarten, an dem ich vorbei gehen könnte, aber es geht mir dabei dann bei weitem nicht mehr so schlecht (körperlich), wenn ich es tue, aber es zeigt mir auch, dass ich trotz allem nie ganz davon „los kommen“ werde…  :-/

Der dritten Form des Missbrauchs, dem psychischen, war ich auch lange ausgesetzt und habe noch heute aktuell damit zu tun…

Ich wurde innerhalb der Familie als Kind von ein paar Verwandten ausgegrenzt, weil ich das Kind meiner Mutter bin, die ebenfalls ausgegrenzt wurde, nicht zu diesem Teil der Familie gehörte und bis heute hat sich bei diesen Menschen nichts daran geändert. Wir haben allerdings schon seit einigen Jahren keinen Kontakt mehr zu diesem Teil der Familie. Als ich dann in die höhere Schule kam, wurde ich erneut ausgegrenzt, gemobbt, beleidigt,.. und wurde zum Einzelgänger, habe mich nur wenigen Menschen anvertraut, suchte mir Hilfe. Ich habe auch zu diesem Menschen keinerlei Kontakt mehr. Ich weiß daher aber umso genauer was es bedeutet, wenn man nur wenige Menschen hat, auf die man zählen kann, die ehrlich mit einem sind, einen unterstützen, einen zwar mal kritisieren, aber dennoch auch ein Fels sein, der immer da ist, der Rückhalt gibt, der nicht verurteilt… Und genau deswegen wollte ich so weit mir möglich nie, dass jemand innerhalb meiner Familie das durchleben müsste, was aber dennoch geschah.  Als einer der ersten Menschen, von denen ich wusste, dass da ein psychischer Missbrauch stattfand, ist hier jemand zu (nicht näher konkretisiert) zu nenne, der mich während meiner Kindheit eng begleitet hat. Der Missbrauch dieser Person (und einer weiteren, deren Beziehung zu mir ich auch nicht weiter ausführen werde, ( haben mich übrigens dazu bewogen meinen Beitrag zu Mobbing in der Familie zu schreiben… Weiterhin betraf diese Form des Missbrauchs  unter anderem Familienmitglieder, die nicht zu meiner engsten Familie gehören, die psychischen Missbrauch erleben mussten und deren Täter sich bis heute damit im Recht sehen, die nicht einsehen was sie diesen Menschen damit angetan haben. Die Opfer des Missbrauchs leiden noch heute unter den Folgen des Missbrauchs, aber haben sich auch Hilfe geholt – wir haben guten Kontakt. Diese Familienmitglieder haben bis auf eine Ausnahme, die ich nicht weiter begründen möchte, keinen Kontakt mehr zu den Tätern, aber auch da findet immer mehr eine Abgrenzung statt, wenn auch langsam und schleichend. Dann betraf es aber meine engste Familie. Seit ich mit ihm in einer Beziehung bin, betrifft es von diversen Personen auch meinen Mann – von angeblichen Freunden, von Arbeitskollegen,… und ich erkannte schnell warum er manchmal so verschlossen war, warum er nur zu wenigen Menschen Vertrauen fasste und versuchte ihn immer wieder so gut es mir möglich war aufzufangen, ihm Halt zu bieten, da zu sein, zuzuhören und nach und nach konnte er zu den Menschen, die ihm das antaten, die ihm Kraft raubten, die Zeit mit ihm nicht verdienten hatten, den Kontakt abbrechen, wieder zur Ruhe kommen und es ging ihm zunehmend besser. Aus unseren gemeinsamen Erfahrungen heraus, überlegten wir dann schon früh sehr intensiv wie wir reagieren würden, wenn unser Sonnenschein psychischem Missbrauch ausgesetzt sein würde, denn verhindern kann man das leider nicht und wir wussten genau, dass wir uns dem entgegen stellen würden! Als er seine Diagnose (Autismus) bekam, begann es dann langsam, dass er immer mehr ausgegrenzt wurde, man weniger mit ihm unternehmen wollte, weil man sich nicht auf ihn einlassen könnte, doch wir suchten immer wieder das Gespräch mit den Personen, die dies äußerten, nämlich gemeinsamen Freunden, Bekannten, Verwandten, gaben Informationen an die Hand, erklärten viel und einige der Personen versuchten es sich auf ihn einzulassen, anderen wiederrum nicht. Wir gaben immer wieder Hilfestellungen für die Menschen, die bereit waren sich auf unseren Wildfang einzulassen und erklärten vor Unternehmungen, Feiern,.. auf was zu achten sei, dass er etwa einen Rückzugsort benötigt und es wurde angenommen, man bemühte sich, andere Menschen, die mit unserem Süßen zu tun hatten, stellten aber sogar die Diagnose in Frage (weil sie irgendwo etwas gehört, gelesen hatten), stellten ihn als schlecht erzogenes, freches Kind dar. Es wurden Versprechungen gemacht, aber nicht eingehalten, der Kontakt wurde immer weiter reduziert und dann von uns aus Schutz für unseren Süßen dann auch völlig abgebrochen, damit er nicht darunter leiden müsste. So hatten wir dann nach wenigen Lebensjahren unseren Sonnenscheins schnell einen sehr überschaubaren Freundeskreis, der aber bis heute besteht und auch die Bezugspersonen für unseren Frechdachs wurden weniger, aber es ging uns damit gut. Zuletzt fing dieses Verhalten unserem Schatz gegenüber aber wieder an und das diesmal von einer Person, von der weder er, noch wir das erwartet hätten, da sie selbst weiß, wie es ist nur wenige Menschen zu haben, die zu einem halten, egal wie es einem geht. Sie hat dann nach einem sehr kurzen, aber zum ersten Mal ehrlichen Gespräch den Kontakt zu uns und unserem Sonnenschein abgebrochen und ihn damit zwar erneut verletzt, aber nun zum letzten Mal.

Meinen psychischen Missbrauch konnte ich gut verarbeiten, durch ganz viele Gespräche mit lieben Menschen, mit Abgrenzung, mit Kontaktabbruch, den meines Mannes bedingt, weil es mir natürlich weh tut, wenn er leidet und das kommt immer noch hin und wieder vor, aber es geht ihm zunehmend besser damit, da auch er die Kontakte abgebrochen hat, aber aktuell ist es nun unser Süßer, der verarbeiten muss, der Kraft, Unterstützung und ganz viel Trost benötigt und sich immer wieder bei seinen wichtigen Menschen rückversichert, dass diese da sind und da bleiben werden. Und deswegen musste mich indirekt wieder dieser Form des Missbrauchs stellen, jetzt aber, als einer der Menschen, die da sind, die unterstützen.. und doch tut es natürlich weh, weil unser Sohn leidet und da leiden die Eltern dann mit…

© S. Stolzenberg

Warum sich der gesellschaftliche Umgang mit der Thematik Missbrauch ändern muss, aber dennoch Aktionen dazu auch etwas bewegen können:

Seit 2012 gibt es immer wieder Aktionen, die auf sexualisierte Gewalt aufmerksam machen und an sich ist das sehr gut so, aber es eben nicht „nur“ die sexualisierte Gewalt – sehr oft gegenüber schutzbefohlenen Minderjährigen – ,wie sie im wörtlichen Verstanden wird, nämlich als gewaltsamer Übergriff mit sexuellen Handlungen gegen einen anderen Menschen, gibt. Es gibt ebenso die (nicht immer sexuell motivierte) psychische und/oder psychische Gewalt gegen einen anderen Menschen, die bei diesen Aktionen wie #aufschrei, #neinheißtnein, #onebillionrissing oder auch #Metoo außen vorgelassen werden, die aber genauso sehr in den öffentlichen Fokus gerückt werden sollten – auch darüber müsste dringend gesprochen werden!

Auch diese Übergriffe sind nennenswert und haben Folgen für die Opfer, nicht nur kurzzeitige, sondern über Jahre und sollten nicht totgeschwiegen werden.

Was nutzt es, wenn sexualisierte Gewalt stärker geahndet wird, psychische Gewalt aber klein geredet wird? Ein Kind, das in seiner Familie permanentem Mobbing ausgesetzt ist werden wir nicht helfen können, indem wir über sexualisierte Gewalt sprechen – diese findet dort nämlich nicht statt.

Dass es wichtig ist auch diese Gewaltformen stärker zu benennen, öffentlicher zu machen und dies auch durch die Politik aufgegriffen wird, zeigt sich im gesellschaftlichen Umgang damit.

Denn: Wenn ein Kind geschlagen wird, gilt es oft noch als Erziehungsmaßnahme oder es fallen Äußerungen wie „ein Klaps hat noch keinem geschadet“. Auch „Schläge auf den Hinterkopf erhöhen das Denkvermögen“ ist ein Satz, der im Zusammenhang physischer Gewalt oft fällt und sie verharmlosen soll. Einige werden auch argumentieren, dass diese Gewalt nur eine kurzzeitige, nicht dauerhafte Form der Gewalt sei, die keine weiteren Folgen haben dürfte – vielleicht höchstens im Umgang mit dem Täter. Es bleibt aber dennoch Gewalt gegenüber einem Menschen, der keine so hohe Körperkraft hat, der sich einer Machtausübung gegenüber sieht und sich , gerade bei Kindern, nicht in der Lage sehen dürfte sich ohne Hilfe aus der Situation zu befreien.  Für die Opfer physischer Gewalt ist es entscheidend, dass die Gesellschaft stärker darauf achtet, einschreitet, schützt und nicht weg sieht, weil es – gerade in der Erziehung – lange ein geduldetes Mittel der Wahl war. Hier wäre es nötig einzuschreiten, dem Täter aber unter Umständen, der Situation entsprechend keine Vorwürfe zu machen – gerade bei Kindern – , sondern erst mal Alternativen aufzuzeigen, zu verdeutlichen was der Gegenüber in der Situation empfindet, die Langzeitfolgen (so fern bekannt) zu erwähnen und sollte erkennbar sein, dass sich kein anderer Umgang einstellt eine Anzeige zu erstatten. Gerade viele Eltern werden sicher keine andere Alternative sehen dem Kind zu zeigen, dass es sich „falsch“ verhalten hat und man sollte auch bedenken, dass es sein kann, dass Eltern auch mal die Nerven durchgehen und sie sich im nächsten Moment aber schon dafür schämen so reagiert zu haben.

Eine weitere Gewaltform, die häufig in den Debatten außen vorgelassen wird ist die psychische Gewalt – Mobbing, Demütigungen, Erniedrigungen zählen dazu.

Hier mag man argumentieren, dass es nur Worte seien, die man überhören kann, aber insbesondere über einen längeren Zeitraum in Wiederholung sind diese sehr schmerzhaft und können extreme Folgen – bis hin zum Suizid – haben. Und gerade deswegen ist auch diese Gewaltform zu wenig im Fokus der öffentlichen Debatten, aber auch, weil es manchen Tätern vielleicht gar nicht bewusst ist, wenn sie jemandem gegenüber durch Worte gewalttätig sind. Ein Beispiel dafür ist lästern, von dem sich sicherlich die meisten Menschen nicht freisprechen können – mich eingeschlossen. An Schulen wird diese Thematik mittlerweile stärker betrachtet und nicht mehr totgeschwiegen, in den meisten anderen Bereichen des alltäglichen Lebens auch der Arbeit, ist diese Thematik aber leider noch nicht so stark angekommen.

Warum?

Weil der psychische Missbrauch – wie auch der körperliche – noch weniger Aufmerksamkeit bekommt, als der sexualisierte. Beide werden hingenommen, weil es immer so war, weil es vermeintlich nicht weiter schlimm ist und sich nicht auf den Umgang mit anderen Menschen auswirkt, denn das Opfer unterscheidet sicherlich zwischen Tätern und Unbeteiligten.

Aber jede Form von Gewalt – jede traumatische, gewaltbetonte Erfahrung hat Langzeitfolgen, wie jetzt auch in einer Studie festgestellt wurde, dazu habe ich hier einen Artikel verlinkt.

persönliche Anmerkung: Ich habe jeder Form der Gewalt erleben müssen… darum ist es mir so wichtig darauf aufmerksam zu machen!

Ich versuche mich aber im Folgenden dennoch „nur“ noch auf die sexualisierte Gewalt, die Aktionen dazu  und die gesellschaftlichen Reaktionen zu beschränken, wobei ich nicht chronologisch vorgehen werde.

Im Jahr 2012 wurde die Aktion #onebillionrissing ins Leben gerufen, deren Zielsetzung,  als bisher übrigens einzige Aktion, es ist auf Gewalt gegen Frauen in jeglicher Hinsicht aufmerksam zu machen, zu solidarisieren, ein Zeichen zu setzten, dass friedlich in Form von Tanz zum Ausdruck gebracht wird. Eine großartige Aktion, die Unterstützung verdient, Männer natürlich auch mit einbeschließt.

Ich finde diese Aktion großartig und eine Chance, es ist sicherlich auch schön mit anzusehen, wenn sie richtig umgesetzt wird kann es auch Menschen ansprechen und das Ausmaß von Opfern von Gewalt verdeutlichen. Schwierig wird es dann aber darin konkret die unterschiedlichen Formen von Gewalt darzulegen ohne mögliche Interessenten zu vergraulen, weil es ein sehr großes, umfassendes Thema ist.

2013 gab es dann die Aktion #aufschrei, die das Ziel hatte sexualisierte Gewalt in den öffentlichen Fokus zu rücken, aber auch ein Zeichen von Solidarität unter den Opfern darstellen sollte, wobei hier auch deutlich gesagt werden muss, dass es teils auch vermeintlich sexistisches wie Witze betraf und unter anderem dadurch wurde die Aktion sicherlich zum Teil weniger ernst genommen. Leider war der #aufschrei, so groß er zeitweise war, dann aber auch schnell wieder verstummt und zeigte auch keine nennenswerten Veränderungen in Politik und/oder Gesellschaft.  Schade, dass dies nicht weitergeführt, vertieft wurde oder aktuell mit der Aktion #Metoo nochmal aufgegriffen wurde….

Dann gab es 2012 zusätzlich zu #onebillionrissing auch die Aktion #ichhabenichtangezeigt , die auf sexualisierte Gewalt hinweisen wollte, Opfern ein Solidaritätsempfinden vermitteln wollte, aber auch stärker in den Fokus rücken wollte, dass es durchaus nachvollziehbare Gründe für Opfer geben kann eben nicht anzuzeigen, was aber immer wieder in den Debatten um sexualisierte Gewalt von Opfern gefordert wird – so auch aktuell in der Debatte zu der Aktion #Metoo. Dass es eben nicht nur Scham- und/oder Schuldgefühle der Opfer sind, die zu der Entscheidung führen keine Anzeige zu erstatten, weil sie vielleicht auch nicht der psychischen Verfassung sind die Tat immer wieder in den Befragungen und dann im Gerichtssaal zu durchleben, andere Angehörige (bei Tätern aus der Familie besonders) oder andre Opfer, die die Tat verdrängen, schützen wollen, Ihnen nicht geglaubt wird oder sogar eine Mitschuld zugesprochen wird, sind mögliche Gründe für ein Opfer sich gegen eine Anzeige zu entscheiden, vielleicht nicht mal den Schritt einer Therapie zu gehen, sondern die erlebte Gewalt erst mal verdrängen oder alleine aufarbeiten zu wollen.

Diese Unterstellungen, die Opfern in der Debatte teils entgegen gebracht werden, etwa sie hätten sich nur nicht genug gewehrt, sie seien nicht laut genug geworden oder auch sie hätten durch ihre Entscheidung weitere Opfer in Kauf genommen (wobei das zum Teil zutreffend sein wird), werden in manchen Fällen dazu führen, dass sich diese Opfer wiederrum einer Schuld ausgesetzt sehen, einer Schuld die so stark sein kann, dass es sogar zu einem Flashback, vielleicht sogar zu einer Retraumatisierung führen könnte. Zielführend ist das sicherlich nicht und hilft auch dem Sinn der Aktion nichts. Im Gegenteil. Hier wäre es sicherlich angebrachter den Opfern zu verdeutlichen, dass es unter Umständen andere Möglichkeiten gegeben hätte und vor allem Anlaufstellen, die beratend zur Seite gestanden hätten, denn vielen Opfern sind diese Anlaufstellen gar nicht bekannt.

Persönliche Anmerkung: Ich bin übrigens auch jemand der nicht angezeigt hat unter anderem um Angehörige des Täters zu schützen, weil diese sonst angefeindet worden wären….

Aktuell gibt es dann noch die Aktion #Metoo, zu der es berechtigte Kritik gibt, nämlich, dass diese wegen der Anschuldigungen gegen Harvey Weinstein ins Leben gerufen wurde – besser wäre eine davon unabhängige Aktion gewesen. Hierzu habe ich hier einen Artikel verlinkt.

Auch hier wird und wurde – wie schon bei der Aktion #ichhabenichtangezeigt – eine Schuld bei den Opfern geäußert – teils vielleicht zu Recht, aber wissen wir das wirklich? Können wir beurteilen warum diese Frauen lange Zeit geschwiegen haben und sich erst äußerten, nachdem eine Frau den Anfang gemacht hat? Ist es im Hinblick auf die Gewalt, die dieser Mann ausgeübt hat nicht viel schlimmer, wenn ein Produzent wie Quentin Terentino jetzt zugibt von den Anschuldigungen gewusst zu haben, aber nichts unternommen zu haben? Wo ist da der Aufschrei ihm gegenüber?

Unabhängig von der Frage in wie weit die Opfer sich vielleicht eine Mitschuld an weiteren Taten zuzuschreiben haben, in welchem Zusammenhang die Aktion gestartet wurde und in wie weit man auch über Mitwisser sprechen sollte, ist es aber vor allem eine Aktion, die ein Bewusstsein schaffen beziehungsweise verstärken soll und Solidarität unter den Opfer schaffen soll und kann. Es ist aber auch – meines Wissens nach – die erste Aktion, die tatsächlich zu einem veränderten Bewusstsein beiträgt, da es wegen dieser Aktion nun als Folge auch die Aktion #Ihave gibt, in der Täter zugeben gewalttätig in sexualisierter Form gewesen zu sein, oft mit dem Hinweis sich darüber nicht bewusst gewesen zu sein oder auch der ausdrücklichen Entschuldigung gegenüber den Opfern- Lobenswert sich und auch anderen gegenüber dies einzugestehen und zu äußern! Dies kann im hier verlinkten Artikel nachgelesen werden.  Diesen Tätern möchte ich auch Danke sagen, wenn diese Eingeständnisse sicher eher aus einer persönlichen Reue heraus getätigt werden, als wegen dem Wunsch das Problem öffentlicher zu machen.

Ein erster wichtiger Schritt die Thematik der sexualisierten Gewalt betreffend ist damit gemacht – es findet ein Umdenken statt und das Thema ist öffentlicher, wird nicht mehr so schnell klein geredet und/oder totgeschwiegen. Wünschenswert wäre nun das auch auf alle anderen Formen der Gewalt zu übertragen….

© S. Stolzenberg

 

Der Täter im Fokus, das Opfer wird vergessen

Im Rahmen einer Diskussion, die ich heute auf Facebook verfolgt habe, auf die ich hier aber gar nicht weiter eingehen möchte, weil es nicht lohnt, ist auch eine Äußerung gefallen, die leider zutreffend ist und mich dennoch wütend gemacht hat. Diese konkrete Aussage besagte, dass Sexualdelikte durch Fremdtäter generell immer zu einer starken Verunsicherung von Frauen aus dem jeweiligen Ort führen würde – ganz im Gegensatz zu Sexualdelikten, die durch Täter begangen werden, die aus dem direkten Umfeld des Opfers kommen.

Anmerkung: Es ging um einen konkreten Fall, in der die Polizei Frauen gewarnt hatte abends nicht mehr das Haus zu verlassen, sich in Gruppen aufzuhalten, weil der vermeintliche Täter, der auch gefasst wurde, vier Frauen vergewaltigt hatte. Wie der aktuelle Stand der Ermittlungen ist, ist mir nicht bekannt, spielt für den Inhalt dieses Blogbeitrages aber auch keine entscheidende Rolle.

Dieser Satz, dass ein Sexualdelikt mit einem Fremdtäter zu einer stärkeren Verunsicherung führt, da er meist stärker in den Medien präsent ist, stimmt zwar leider, machte mich aber dennoch wütend und war Grund genug für mich diesen Blogbeitrag zu schreiben. Warum? Das erläutere ich im Folgenden.

Missbrauch durch einen bekannten Täter:

Ein Missbrauchsfall ist immer schlimm, aber bei den meisten Delikten handelt es sich nicht um Fremdtäter, sondern um bekannte Täter – meist sogar Verwandte des Opfers, wodurch sich die Opfer noch schwerer tun den Missbrauch zur Anzeige zu bringen. Hier spielen neben dem Schamgefühl und der Angst oft auch ein Gefühl mitschuldig zu sein oder ein falsches Verständnis von Verantwortung mit rein, da die Opfer oft denken andere Verwandte schützen zu müssen – sie nicht belasten zu wollen und deswegen wird geschwiegen. Es ist also schwer genug sich zur Anzeige durchzuringen, aber dann muss das Opfer immer und wieder über den Missbrauch sprechen – im der Vernehmung, im Gerichtsprozeß. Dennoch wird es auch durch die Medien verschwiegen, selbst, wenn mal ein solcher Missbrauchsfall bekannt wird – nur die wenigsten werden medial erwähnt und dann selten ähnlich stark wie ein Fall durch einen Fremdtäter. All das wird bei der Aussage über Missbrauchsfälle durch Fremdtäter völlig außer Acht gelassen.

Gäbe es ähnlich intensive Berichte über diese Missbrauchsfälle würden diese anderen Frauen aus dem direkten Umfeld des Täters sicher ebenso verunsichern, wie es bei Fremdtätern der Fall ist.

Missbrauch durch einen Fremdtäter:

Der Missbrauch durch einen Fremdtäter löst in vielen Opfern neben Schamgefühlen und Angst auch das Gefühl aus vielleicht zu wenig Gegenwehr gezeigt zu haben, andere Opfer sehen sich Vorurteilen der schwachen Frau ausgesetzt oder sogar Äußerungen, dass sie eine Mitschuld tragen würden, weil sie aufreizend angezogen waren. Die wenigsten von ihnen haben den Mut und die Kraft den Täter anzuzeigen und sich immer wieder mit dem erlebten Missbrauch auseinander zu setzten. Das zusammen mit dem erlebten Missbrauch wäre schon schlimm genug für die Opfer, aber damit nicht genug.

Sie werden nicht mehr als Individuen wahr genommen, auf das Opfersein reduziert und dennoch mit der Zeit vergessen.

Warum das?

Es ist ganz einfach: In den Medien wird kaum über die Opfer berichtet, jedoch sehr viel über den Täter – seine Herkunft, seine Lebenssituation, seine Beweggründe, sofern diese in den Ermittlungen ersichtlich werden, das Strafmaß, das verhängt wird – über die Opfer jedoch schreibt dann kaum noch einer – es sei denn in Fällen wie dem von Natascha Kampusch.  Auch in privaten Gesprächen jedoch geht es kaum jemanden darum wie es dem Opfer geht, welche Hilfen es benötigen könnte, was präventiv getan werden könnte oder in welcher Lebenssituation das Opfer war, als es den Missbrauch durchleben musste. Auch diese Dinge wären wichtig zu untersuchen denn dadurch könnte geschaut werden was getan werden könnte, um Opfer besser zu schützen – ein Mensch, der wenig Selbstbewusstsein hat etwa wird schneller zum Opfer, als ein selbstbewusster. Dazu kommt, dass man den Opfern eigentlich nur dann Gehör schenkt, wenn sie über das durchlebte berichten, es staut sich eine Wut und eine Ohnmacht auf und damit wird der Fokus auf den Täter, den Missbrauch und das Opfersein gelegt, nicht darauf den Menschen im Opfer zu sehen. Jede Frau, die Opfer wurde, ist nicht nur Opfer, sondern eine Individuelle Persönlichkeit, die vielleicht keine Gesprächstherapie benötigt, aber sich dennoch gerne austauschen möchte, eine Frau, die dazu aber gar nicht mit anderen ins Gespräch kommen dürfte, es sei denn der Gesprächspartner war selbst einmal Opfer eines Missbrauchsfalls.

Warum passiert das?

Natürlich ist die Wut und die Ohnmacht verständlich, wenn über einen Missbrauchsfall berichtet wird – es wäre auch schlimm, wenn uns das nicht berühren würde, es ist auch gut, dass meist wenige persönliche Informationen über das Opfer bekannt werden, da sich Angehörige sonst vielleicht mit Vorwürfen konfrontiert sähen, dass sie nicht da waren um zu beschützen und hätten damit keines Zeit mehr für das Opfer da zu sein. Genauso wichtig ist es auch, dass der Täter nicht namentlich genannt wird, damit seine Familie geschützt ist. Aber dennoch sollte der Fokus nicht auf den Tätern liegen.

Welche Alternativen gäbe es?

Man könnte statt den Fokus auf die Tat an sich zu legen einen kurzen objektiven Bericht schreiben ohne auf all die Dinge, die den Täter ausmachen einzugehen. Diesen kurzen Bericht könnte die Presse dann zum Anlass nehmen mal mit ehemaligen Opfern Interviews zu führen welche Hilfen sie sich gewünscht hätte – in finanzieller Hinsicht, aber auch was Therapien betrifft oder den Umgang der Gesellschaft mit ihnen. Es könnten Interviews mit Beratungsstellen wie Tauwetter, Wildwaser, Zartbitter und weiteren geführt werden oder auch mit Mitarbeitern des Projektes „kein Täter werden“. Warum wird nicht mal ein Bericht über das Theaterstück „mein Körper gehört mir“ geschrieben oder ein örtlicher Verein vorgestellt. Nein damit werden die Opfer alleine gelassen. Sie müssen sich alleine auf die Suche nach einem guten Anwalt machen, sich über den Ablauf eines Prozesses informieren, sich eine Beratungsstelle suchen, sich wegen einer Entschädigung informieren, einen Therapieplatz suchen und vieles mehr, während über den Täter und den Prozess ausführlich berichtet wird. Und wäre das all das nicht schlimm genug werden sie dann auch noch auf das Opfersein reduziert und damit wird dann rechtfertigt, dass viele Frauen im betroffenen Ort Angst haben. Diese Ängste sind schlimm und nachvollziehbar, aber warum wird dann nicht darüber berichtet wie man präventiv handeln könnte – etwa durch einen Selbstverteidigungskurs. Man könnte darüber schreiben, dass potenzielle Opfer in einer Gefahrensituation laut werden sollten, sich Gehör verschaffen sollen, das sie nicht nur schreien, sondern auch treten, kratzen, beißen dürfen und müssen, dass öffentliche Orte aufgesucht werden sollte, die hell sind und an dem sich viele Menschen aufhalten, dass man Kindern nicht beibringe sollte sich nur an ein Geschäft zu wenden, da auch da potenzielle Täter sein könnten, sondern besser an die örtliche Feuerwehrleitzentrale oder die Polizeistation.

Warum all das nicht geschieht kann ich nur mutmaßen, dass es vielleicht aus der Wut der Journalisten über die Missbrauchsfälle begründet ist…

All diese Empfindungen und unzureichenden Hilfen sind aber für Opfer schon schwer genug auszuhalten, wird dann aber noch die pauschale Angst der Frauen im Ort mit der eigenen erlebten Missbrauchserfahrung begründet ohne jegliche weitere Gedankengänge zu der Thematik Missbrauch zu äußern (etwa welche Hilfen geschaffen werden könnten) ist das ein Missbrauch mit dem Missbrauch, da die Opfer in Vergessenheit geraten oder im besten Fall „nur“ auf ihr Opfersein reduziert werden, sie aber dennoch kaum Gehör bekommen.

Das sind dann Äußerungen, die mich durchaus wütend stimmen!

© S. Stolzenberg

Äußerungen zur Thematik sexueller Kindesmissbrauch – ein Versuch einer objektiven Betrachtung

Warum ich hier nur einen Versuch unternehmen kann objektiv zu der Thematik sexueller Kindesmissbrauch zu schreiben, liegt darin begründet, dass dieses sehr emotionale Thema eines ist, dass jeden Menschen berührt und zu dem jeder auch eine eigenen Meinung hat. Dass diese weit auseinander gehen können und die Diskussion, die dann entstehen (können) nicht immer sachlich bleiben ist verständlich, aber gerade deswegen möchte ich mal versuchen mich in beide Seiten hinein zu fühlen und deren Argumente näher zu betrachten.

Hierbei werde ich die Argumentationen zu drei verschiedenen Gruppen von Menschen betrachten:

Erst mal werde ich über die Argumente zu Pädophilen und Hebephilen schreiben, dann über die Argumente, wenn es um Pädosexuelle geht.

Ich beschränke mich in diesem Artikel bewusst auf den sexuellen Missbrauch, da eine Einbeziehung der drei anderen Missbrauchsformen (physischer Missbrauch, psychischer Missbrauch und ritueller Missbrauch) zu weit führen würden, wobei die Argumentationen zum Teil übernommen werden können. Speziell zum psychischen Missbrauch wäre aber eine deutlich höhere Aufklärung nötig, da sehr oft weder Tätern, noch Opfern bekannt ist, dass es sich um einen solchen handelt.

Es gibt auch sicher auch Betroffene von sexuellem Missbrauch, die diesen nicht im Kindesalter erlebten, doch genauso schwer (vielleicht, weil sie sich besser erinnern können sogar schlimmer) darunter leiden, aber da der kindesmissbrauch ein weniger großes Tabu zu sein scheint und mehr Menschen anzusprechen scheint (meiner Erfahrung nach), schreibe ich auch „nur“ über diese Betroffenengruppe.

Ich möchte mich nun erst mal auf die Argumente zu den beiden ersten Personengruppen beziehen, möchte dazu aber auch eine Definition geben, da es oft vorkommt, dass Pädophilie und Pädosexualität gleichgesetzt werden und das nicht nur im täglichen Sprachgebrauch, sondern auch in den Medien!

Ich schreibe in diesem Teil des Artikels über Paraphile.

Die Paraphilien sind eine Gruppe psychischer Störungen, die sich als ausgeprägte und wiederkehrende, von der empirischen „Norm“ abweichende, sexuell erregende Phantasien, dranghafte sexuelle Bedürfnisse oder Verhaltensweisen äußern, die sich auf unbelebte Objekte, Schmerz, Demütigung oder nicht einverständnisfähige Personen wie Kinder beziehen und in klinisch bedeutsamer Weise Leiden oder Beeinträchtigung bei der betroffenen Person oder ihren Opfern hervorrufen.

Zu den Paraphilien gehören :

·         Exhibitionismus

·         Voyeurismus

·         Pädophilie

·         Hebephilie

Pädophilie ist wahrscheinlich eine der problematischsten und auch am meisten diskutierten Paraphilien. Hierbei findet der Betroffene sexuelle Erregung an Kindern, die zumeist noch prä- oder momentan früh peripubertär sind. Die sexuelle Erregung an postpubertären männlichen Kindern und Jugendlichen wird häufig als Ephebophilie bezeichnet. Sie ist jedoch in den meisten Fällen unabhängig von Pädophilie. (Quelle: https://www.facebook.com/groups/220928501285729/?fref=ts)

In der Sexualmedizin spricht man von Pädophilie erst dann, wenn sich ein Erwachsener (oder ein älterer Jugendlicher am Ende der Pubertät) zu Kindern hingezogen fühlt, die selbst noch nicht in der Pubertät sind. Des Weiteren geht man heute davon aus, dass der Betroffene selbst mindestens 16 Jahre alt sein sollte, bevor er als pädophil diagnostiziert werden kann, denn erst ab der Spätpubertät kristallisiert sich eine bleibende sexuelle Präferenz heraus.(Quelle: http://www.gegen-missbrauch.de/paedos)

Hebephilie wird in 5 Kategorien unterteilt:

·         Vergewaltigung (Koitus mit Frauen)

·         heterosexuelle Hebephilie

·         heterosexuelle Pädophilie

·         homosexuelle Hebephilie

·         homosexuelle Pädophilie

(Quelle: https://www.facebook.com/groups/220928501285729/?fref=ts)

Der Pädophile/ Hebephile hat also eine Neigung, die er aber durch Projekte wie „Kein Täter werden“ lernen kann zu steuern. Es gibt zwar auch pädophile/hebephile Pädosexuelle, aber beides ist erst mal „nur“ eine Neigung, keine Handlung an Kindern.

Wenn mal die Gleichsetzung mit Pädosexuellen außen vor gelassen wird, gibt es aber auch bei dieser Gruppe von Menschen, die auch eine Gruppe potenzieller Täter darstellt, Dinge, die gefordert werden. Ich verwende hier zwar nur  Bezeichnung des Pädophilen, aber dies bezieht sich genauso auf die Hebephilen, da diese Unterscheidung kaum bekannt sein dürfte.

So wird zum Beispiel gefordert, dass sich Pädophile, von denen es bekannt ist, dass sie pädophil sind, rechtlich dazu gezwungen sind sich regelmäßig bei einer für sie zuständigen Stelle zu melden und/oder sich durch Fußfesseln überwachen zu lassen.

Für diese Forderung spricht, dass damit ein eventueller Übergriff vielleicht schneller registriert werden könnte und damit eine Verfolgung der Straftat schneller und wahrscheinlich auch effektiver möglich wäre. Außerdem wäre damit zumindest das Gefühl einer erhöhten Sicherheit potenzieller Opfer gegeben. Es ist also zumindest ein nachvollziehbares Argument, aber es spricht auch einiges dagegen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein pädophiler Mensch bei einem Psychiater, einem Projekt wie „kein Täter werden“ oder einer anderen Stelle melden wird ist auch ohne eine solche Maßnahme schon gering genug und damit das Übergriffsrisiko eh schon deutlich erhöht, aber wenn er dann noch damit rechnen muss wegen seiner Neigung wie ein Schwerverbrecher behandelt zu werden, sinkt  die Chance, dass er sich meldet, um sich helfen zu lassen noch weiter und damit die Chance mehr Kinder zu schützen.

Eine weitere viel verbreitete Forderung ist, dass Pädophile für ihre Neigung schon eingesperrt gehören.

 Ebenfalls eine nachvollziehbare Forderung, die ein subjektives Empfinden erhöhter Sicherheit nach sich ziehen würde, aber ebenfalls die Chance minimieren würde, dass sich Pädophile tatsächlich zu dieser Neigung bekennen würden. Unabhängig davon stellt sich mir (wie vermutlich den meisten) aber auch die Frage wie so Pädophilie festgestellt werden, wenn nicht dadurch, dass sich ein Pädophiler zu seiner Neigung bekennt?

Es ist sicherlich auch verständlich, dass jeder, der nicht pädophil ist, nicht nachempfinden kann wie man sich zu einem Kind sexuell hingezogen fühlt und Abscheu – vielleicht auch Verachtung empfindet, aber genauso wenig wird man nachempfinden könne wie es sein muss festzustellen, dass man pädophil ist und dem Drang, den man verspürt nicht nachgeben zu wollen. Immerhin beeinträchtigt diese Neigung das gesamte Leben immens.

Ich würde mir wünschen, dass es zur Pädophilie mehr Aufklärung gäbe und erkannt wird, dass es sich dabei nicht um eine Straftat handelt, denn so würden vielleicht mehr Pädophile dazu ermutigt sich helfen zu lassen und damit wäre auch mehr Kindern geholfen!

Die Argumentation über pädosexuelle Menschen ist jedoch eine weit emotionalere und sehr viel weitere gefächert, da es hierbei auch um Begrifflichkeiten geht, aber auch hier möchte ich erst mal eine Definition liefern:

Pädosexualität bedeutet, sich ausschließlich oder überwiegend sexuell/erotisch zu Kindern hingezogen fühlen. Pädosexualität könnte (dies ist noch sehr umstritten – so manche Forscher meinen auch – es handelt sich um eine psychische Störung – die bisher wiederum nicht belegt werden konnte) eine Sexualform sein die, wie Hetero – oder Homosexualität, sehr unterschiedliche Erscheinungsformen hat. (Quelle: http://www.gegen-missbrauch.de/paedos)

Pädosexuelle sind also Täter, Menschen die gegenüber Kindern übergriffig wurden und damit eine Straftat begangen haben.

Hier gibt gibt es diverse Forderung; oft auch schon bei einem Verdacht, zum Beispiel wenn es wegen eines Missbrauchs eine Verhaftung gab, was natürlich in keiner Relation stehen kann, denn eine Tat kann erst dann verfolgt und bestraft werden, wenn sie bewiesen wurde!!!

Die meisten Forderung (könnten triggern!!!) sind Äußerungen wie „ denen sollte der Schwanz angeschnitten werden“, „die sollten ganz langsam und elendig verrecken“ und ähnliche. Ich möchte und kann nicht all diese Äußerungen hier aufschreiben, aber dennoch dazu Stellung beziehen.

Ich kann verstehen, dass viele Menschen so reagieren, wenn sie von einem Missbrauchsfall erfahren, denn sie sind geschockt, wütend, entsetzt und vieles mehr über die Taten, die ein Kind erfahren musste, insbesondere, da jedem klar ist, dass Missbrauchsbetroffene ihr Leben lang mit den Folgen zu leben haben sei es auch „nur“ in Form von Flashbacks (ein Wiedererleben bestimmter Erlebnisse) oder Triggern (Worte, Geräusche, Gerüche, die als Reiz mit einem Trauma verknüpft werden, die zu einem unverhältnismäßigem Verhalten führen beispielsweise zu einer aggressiven Reaktion bei einer einfachen Äußerung wie „ Du bist ein liebes Kind“). Menschen, die diese Forderungen äußern sind in dieser Situation empathisch und versetzten sich in das Opfer hinein. Sie versuchen unterbewusst nachzuempfinden was das Opfer empfunden haben muss und haben Rachegelüste für die Tat. Aber: Was nutzt es dem Opfer, wenn dem Täter Gewalt angetan wird, außer, dass dadurch Rachegelüste gestillt werden? Dem Opfer ist damit nicht geholfen! Das Opfer wünscht sich erst mal eine Person, der er sich anvertrauen kann, die ihm zuhört, die ihn vielleicht auch begleitet und unterstützt. Außerdem wünscht sich das Opfer Hilfe wieder ins Leben zu finden und mit den Triggern/Flashbacks umgehen zu lernen. Weiterhin stellt man sich mit dieser Forderung auf eine ähnlich Stufe wie der Pädosexuelle und dieser wird in den Fokus der Öffentlichkeit gestellt, nicht die Tat und schon gar nicht das Opfer! Zudem sollte bedacht werden, dass ein Opfer sich kaum jemandem anvertrauen würde, wenn diese Forderungen umgesetzt würden, wenn der Täter aus dem familiären Umfeld stammt!

Gleiches gilt übrigens auch für die Forderung nach einer Todesstrafe, aber dazu habe ich bereits einen Blog geschrieben: https://sabrinastolzenberg.wordpress.com/2012/10/17/der-ruf-nach-todesstrafe-in-bezug-auf-missbrauch-an-kindern-und-kindstotungen-oder-aus-ihnen-sprechen-wut-verzweiflung-und-rachegefuhle/

Es muss sicherlich härtere Strafen geben, aber keine Strafe wird der Tat wirklich gerecht werden….

Meist beginnt die Diskussion aber meist schon mit den Begrifflichkeiten, da die meisten Menschen, wie auch eine Großzahl der Medien nicht von Pädosexuellen spricht, sondern den Begriff des Kinderschänders verwendet.

Auch hier möchte ich erläutern warum viele Betroffenen fordern diesen Begriff nicht zu verwenden und warum es doch meist getan wird.

Die Betroffenen würden sich wünschen, dass der Begriff nicht verwendet wird, denn „schänden“ ist eine Kausativform von „Schande“. Wenn also das Kind geschändet wird, dann ist es, sprachlich gesehen, mit Schande bedeckt! Und damit wird das Kind sprachlich für die an ihm verübten Taten bestraft. (siehe dazu folgende Definition: http://www.duden.de/rechtschreibung/schaenden)

Ich habe dazu allerdings auch eine andere Interpretation gelesen, nämlich, dass der Begriff so verstanden werden kann, dass das Kind in so fern „ geschändet“ wurde, dass es nicht ehrenhaft behandelt worden ist, dass „Schande“ im Gegensatz zu einem ehrvollen Verhalten steht.

 Der Begriff wird allerdings aus anderen Gründen verwendet. Der Begriff der Schande soll sich bei der Verwendung des Begriffs (fälschlicherweise!) auf den Pädosexuellen beziehen und zum Ausdruck bringen wie widerwärtig sein handeln ist. Der Begriff soll die empfunden Emotionen zum Ausdruck bringen, was bei einem sachlichen begriff wie Pädosexueller nicht möglich ist. Außerdem ist es ein weitverbreiteter Begriff, bei dem jeder weiß was damit gemeint ist, während bei Pädosexueller oft erst mal erklärt werden muss, was das denn überhaupt bedeutet.  Traurigerweise ist der Begriff sogar im Duden zu finden: http://www.duden.de/rechtschreibung/Kinderschaender.

 Unabhängig davon auf wen sich bei der Benutzung des Begriffs die Schande beziehen soll oder tatsächlich bezieht, mag ich die Verwendung schon deshalb nicht, weil es ein Begriff ist, der gerne von der politisch rechten Szene verwendet wird.

 Ich hoffe, dass dieser Text zumindest ein klein wenig zum Nachdenken anregt und möchte abschließend noch zwei gute Texte zur Thematik verlinken.

 https://sabrinastolzenberg.wordpress.com/2013/01/06/gedankenreisen-eine-antwort-auf-eine-gewaltige-frage-achtung-triggergefahr-fur-betroffene-sexueller-gewalt-von-udo-symbiont-ziegenzottel/

http://vieleineinemblog.wordpress.com/2013/09/18/weil-sich-die-sprachfhrung-ber-sexualisierte-gewalt-verndern-muss/

© S. Stolzenberg


 

 

 

Published in: on 9. Februar 2014 at 01:51  Comments (1)  

Weil sich die Sprachführung über sexualisierte Gewalt verändern muss!

Absolut lesenswert!!! Die Schreiberin spricht hier so vielen Betroffenen von sexualisierter Gewalt aus dem Herzen!

Published in: on 18. September 2013 at 21:55  Kommentar verfassen  

Ein bisschen was über mich oder meine Zukunftsperspektiven:

Warum ich diesen Blog schreibe:

Es stehen in diesem Jahr für mich einige Veränderungen an, die mein zukünftiges Leben sehr  beeinflussen werden. Darum mache ich mir Gedanken über meine Zukunft.

Da mich aber meine Vergangenheit sehr geprägt hat und manches aus meiner Vergangenheit das was ich über meine Zukunftsperspektiven schreiben werde begründet.

Da einige Passagen triggern könnten, möchte ich vorab darauf hinweisen, dass diese kursiv geschrieben und farblich abgesetzt sind und jeweils ein Triggerhinweis vor der Passage steht, damit diese übersprungen werden könnten.

Meine Vergangenheit:

Nachdem meine Mutter fast 20 Stunden mit mir in den Wehen lag (tut mir leid Mama 😉 ), wurde ich am 07.04.1984 geboren.

Mein Vater war sehr viel arbeiten, wodurch es wenig gemeinsame Zeit mit ihm gab und ich war hyperaktiv, aber trotzdem entschieden sich meine Eltern führ ein zweites Kind und so wurde 1986 meine kleine Schwester geboren. Leider gab es aber ab meinem 4. Lebensjahr gar kein gemeinsames spielen mehr nur mit meinem Vater.

Mit drei Jahren (1987) kam ich in den Kindergarten, wo ich anfangs nicht bleiben wollte, weil ich eifersüchtig auf meine Schwester war, da sie meine Mutter in der Zeit ganz für sich hatte, nachdem ich aber merkte, dass das gar nicht so schlimm ist, ging ich gerne hin, hatte viele Freunde und auch eine „Kindergartenliebe“ ;). Es gab wieder etwas mehr gemeinsame Zeit mit meinem Vater, der beruflich etwas kürzer trat.

Mit sechs Jahren (1990) wurde ich eingeschult. Ich hatte viele Freunde (viele meiner Kindergartenfreunde gingen auf die selbe Schule) und so hieß es in meinem Zeugnis unter anderem durch meine Ruhe würde ich zeigen, dass ich ungerne Unruhe in meiner Umgebung hätte und meine Freundlichkeit in der Gemeinschaft sei wohltuend.

Der Missbrauch durch ein Familienmitglied begann! Mit 9 Jahren (1993) versuchte ich mich das erste mal indirekt meinen Eltern mitzuteilen und erfuhr, dass ich nicht das einzige Opfer des Täters war… ich versprach, dass ich es aber zukünftig sein würde!

 Als meine Schwester auch eingeschult wurde, war ich die stolze große Schwester…

Mit 10 Jahren (1994) verließ ich die Grundschule und besuchte nun das Gymnasium, wo ich mich anfangs zwar wohlfühlte, aber sehr ruhig war. Ich nahm zwar mehr am Unterricht teil, wollte aber keine neuen Freunde finden, sondern mich lieber an meine „alten Freunde“ aus der Grundschule halten.

1996 verstarb mein Täter, doch ich verdrängte so gut es ging den Missbrauch!

 Ab meinem 13. Lebensjahr (1997) wurde ich zunehmend in der Schule gemobbt und von meinen „alten Freunden“ nur noch „unser Schatten“ genannt. Meine Mutter riet mir das Mobbing zu ignorieren, weil „die dann irgendwann aufhören“ würden. Dem war leider nicht so…. Ich fand neue Freunde, zu denen ich später den Kontakt verlor…

Durch das Mobbing kamen aber auch immer häufiger die Erinnerungen an den Missbrauch hoch, weshalb ich mich in einem Brief an einen guten Freund darüber mitteilte. Seine Eltern fanden den Brief und reichten ihn an meine Eltern weiter, die auf diesem Weg davon erfuhren.

Eine Therapie verneinte ich, sprach aber mit meinen Eltern und meinem Opa mütterlicherseits darüber.

Dieser starb ein Jahr später (1998) und ich konnte seinen Tod gar nicht realisieren – ich dachte immer wieder er würde jeden Moment aus dem Garten, den er hatte nach Hause kommen und bei meinen Eltern klingeln oder ähnliches. Ich habe sehr lange gebraucht bis ich das erste mal weinen konnte. Seit seinem Tod habe ich sein Grab nur mit meinen Eltern besucht, weil es für mich keinen Bezugspunkt darstellt (könnte daran liegen, dass er anonym beigesetzt werde wollte, was nicht geschehen ist), aber ich habe Orte an denen ich mich ihm sehr verbunden fühle zu denen ich regelmäßig gehe…

Im selben Jahr vertraute ich mich einem Klassenkameraden wegen meines Missbrauchs an, was dazu führte dass das Mobbing zunahm und eindeutig darauf bezogene begriffe über mich an der Klassentafel standen:(.

 1999 blieb ich das erste sitzen und die Beziehung zu meinem Vater wurde immer schlechter…

2000 kam ich also in eine neue Stufe, fand schnell Freunde, begann zunehmend sowohl den Missbrauch, als auch das Mobbing zu verarbeiten, begann neben der Schule (für 3 Monate) zu arbeiten und

wurde von meinem damaligen Freund vergewaltigt, zu dem ich aber erst mal weiterhin Kontakt hatte, bis er begann mich zu stalken.

 Das darauf folgende Jahr (2001) verlief nicht viel besser für mich. Ich arbeite neben der Schule, habe privat ganz liebe Menschen kennengelernt,

wurde aber auch erneut (von einem Bekannten meines damaligen Freundes) vergewaltigt und von meinem damaligen Freund physisch und psychisch missbraucht. Ich hatte aber den Mut mich zu wehren und stellte Strafanzeige, die aber aus Mangeln an Beweisen eingestellt wurde.

Ich blieb zum zweiten mal sitzen und die Beziehung zu meinem Vater verschlechterte sich zunehmend.

2002 arbeitete ich erneut neben der Schule, in der der Kontakt zu meinen Klassenkameraden immer besser wurde, hatte aber privat Kontakt zu falschen Freunden, wodurch ich gute Freunde verlor :(. Das tut mir bis heute leid!

2004 wandte sich das Blatt für mich, da ich meinen heutigen Mann kennenlernte (am 14.02.2004 :D) und nach einer Woche mit ihm zusammenkam, wobei die meisten dachten die Beziehung würde nicht lange halten, weil wir Karneval zusammengekommen sind ;).

Im selben Jahr zogen wir zusammen und das Verhältnis zu meinem Vater verbesserte sich stetig :).

Im Jahr darauf (2005) verlobten wir uns, zogen in unsere erste gemeinsame Wohnung und ich machte mein Abitur, fand aber leider keine Lehrstelle, weshalb ich ab 2006 einen €1-Job machen „durfte“. Ich heiratete meinen Mann ♥. Dafür wandten sich immer mehr Freunde von uns ab…:(

Ich ging danach noch knapp ein Jahr arbeiten, bevor unser Sohn 2009 zur Welt kam und seit dem bin ich Hausfrau und Mutter.

Meine aktuelle Situation sieht wie folgt aus:

Ich bin glücklich verheiratet, stolze Mama eines Kindes mit Handicap, wodurch der Kontakt zu einzelnen Familienmitgliedern abgenommen hat, habe ein sehr gutes Verhältnis zu meinen Eltern und meiner Schwester, zu der ich aber meiner Meinung nach zu selten Kontakt habe, aber keine Freunde (außer virtuell). Ich habe meine Missbrauchsfälle verarbeitet und setze mich meinen Möglichkeiten entsprechend im Kinderschutz ein.

Wie sehen meine Zukunftsperspektiven aus?

Ich werde weiterhin glücklich verheiratet und stolze Mama sein, aber trotz intensiveren Bemühungen vermutlich ebenso wenig Kontakt zu meiner Schwester haben wie bisher.

Ob ich neue Freunde finden werde kann ich nicht absehen, bin mir da aber auch unsicher, da es durch meine immer noch deutliche Hyperaktivität (ich rede sehr viel!) schwierig ist mit mir umzugehen, ich schüchtern bin und länger brauche bis ich einem Menschen vertraue. Unser Sohn kommt dieses Jahr in den Kindergarten, wodurch ich die Möglichkeit habe wieder arbeiten zu gehen. Da ich jedoch keine abgeschlossene Ausbildung habe und nicht mobil bin, wird es schwierig werden eine passende Stelle zu finden. Ich werde mich aber parallel um Ausbildungsstellen und Helferstellen bewerben, um so eine bestmögliche Chance habe…

Was lösen diese Perspektiven in mir aus?

Ich habe etwas Angst vor der Zukunft und mache mir Sorgen, genieße aber noch die Zeit, in der ich mich noch nicht um meine berufliche Zukunft bemühen muss und meinen Sohn noch den ganzen Tag um mich habe :)♥:).

© S. Stolzenberg

Gedankenreisen – Eine Antwort auf eine Gewaltige Frage (ACHTUNG! Triggergefahr für Betroffene sexueller Gewalt) von Udo Symbiont Ziegenzottel

Ein Text, der ein Gedankenexperiment behandelt zum hema sexueller Missbrauch und der Umgang damit, wenn man Elternteil einer/eines Betroffenen ist. Ich habe diesen Text von Udo Symbiont Ziegenzottel von Facebook übernommen und möchte aber darauf hinweisen, dass dieser Text Betroffen und Angehörige triggern könnte!!!

Achtung! Wenn Du, liebe Leserin und lieber Leser, zu den Menschen gehörst, die von sexueller Gewalt betroffen sind/waren, könnte dieser Text als Trigger wirken.

Diese Frage wurde von einer Person in einer recht hitzigen Diskussion über das Thema pädophile Straftäter gestellt.

Es ging, wie so oft, darum, dass einige Menschen eine gewalttätige Strafe für pädophile Straftäter fordern, andere Menschen jedoch zum sachlichen Umgang und einer umfassenderen Betrachtungsweise dieses Themas aufrufen. Was ich hier so nüchtern darstelle, war, wie schon erwähnt, eine sehr hitzige Diskussion.

Die Beantwortung dieser Frage war diesem Menschen sehr wichtig, denn er bestand darauf und wollte sich nicht auf weitere Fragen einlassen, bevor nicht seine eigene Frage beantwortet wäre.

Leider war die Frage wohl zwischenzeitlich von den Admins gelöscht worden, und es gestaltete sich schwierig, diese Frage wieder so einzustellen.

Ich selbst habe diese Frage von einer dritten Person über das Nachrichtensystem von fb zugesendet bekommen (danke dafür), die ich darum gebeten habe. Die Frage, die gestellt wurde, lautet:

Liebe Frau R., Herr H., Frau D.und Frau L. Ich habe nur eine Frage und die hätte ich gerne wahrheitsgemäß beantwortet ohne Gegenfrage. Sie haben ja scheinbar alle Kinder. Was wäre wenn ihr Kind morgen plötzlich nicht mehr nach Hause käme oder falls eins im Babyalter ist, plötzlich entführt würde. Ein halbes Jahr keine Spur. Sie rechnen mit dem Schlimmsten. Was schon Höllenqual genug sein dürfte. Dann kommt ein Anruf. Pädophilen-Bande geschnappt. So und so viel Kinder gerettet. Ihres ist dabei !!!! Sie sehen ihr Kind. Voller Narben. Untenrum alles kaputt. Verletzungen am Körper. Im Gesicht erkennbar als das weinen vom Schmerz und Angst, wegen mehrfacher Vergewaltigung auf perverseste Art und Weise. Z.B. Bei einem 11 Monate alten Baby. Und jetzt erzählen sie mir das sie sich SACHLICH damit auseinander setzen würden !!!!!!! Wahrscheinlich mit dem Täter am Tisch mit Kaffee. Wollen sie mich alle verarschen?

Ich gebe zu, ich beantworte nur sehr ungern solche „Wenn-Dann“-Fragen, weil sie grundsätzlich immer aus dem grossen Ganzen herausgelöst sind und nur Teilaspekte anreissen, und meiner Meinung nach in einer Art und Weise gestellt sind, die die Gefühle von Menschen manipulieren. Speziell hier kommt hinzu: Ich habe keine Kinder. Und die Frage ist auch nicht direkt an mich gerichtet.

Dennoch möchte ich diese berechtigte Frage beantworten – aus meiner Sicht. Ich habe ich mich, soweit mir das möglich ist, desöfteren in die Situation von Menschen hineingefühlt, die solche oder ähnliche Alpträume erleben müssen oder mussten. Ob ich das auch nur annähernd kann, möchte ich nicht beurteilen.

Ich kann nur aus der Erfahrung von jemandem heraus antworten, der selber als Kind missbraucht wurde und jahrelang nicht in der Lage war, Hass und Gewaltfantasien abzulegen und SACHLICH an dieses Erlebnis heranzugehen.

Es gilt die Regel: Gegenfragen sind nicht erlaubt. Akzeptiert. Diese Antwort ist eine Gedankenreise an einen Ort, an dem ich nicht sein will, weil er für mich die Hölle ist. An den ich dennoch schon oft während der Verarbeitung meiner Erlebnisse gehen musste.

Blinder Hass wäre vermutlich die Folge. Rachsucht. Und, falls sich irgendwie die Möglichkeit bietet, eine vermutlich ebenso perverse und gewalttätige Handlung mit anschliessender Verurteilung, wahrscheinlich Sicherheitsverwahrung und psychologischer Behandlung.

Sofern ich eine ähnliche Entwicklung von mir erleben würde, wie ich sie nach dem Missbrauch meinerselbst durchlebt habe, würde ich mich rd. 35 Jahre lang mit weiterem Hass und „kreativen“ Gewaltfantasien, vermutlich auch unterdrückten Schuldgefühlen quälen. Und ich würde die Menschen, die ich liebe, je nach Ausprägung dieser Gefühle ebenso leiden lassen – wenn auch unbewusst. Jedesmal, wenn die Sprache auf dieses Thema kommt, würde ich vermutlich einen massiven Anstieg des Blutdrucks und den teilweisen Verlust meiner Selbstbeherrschung erleben, und in endlosen Diskussionen mit der Faust auf den Tisch schlagen.

Vielleicht käme ich nach dieser Zeit langsam auf die Idee, darüber nachzudenken, was ich mit dieser Tat den Menschen angetan habe, die ich so sehr liebe. Möglicherweise käme ich zu der Erkenntnis: Es hat einen durchaus einen Sinn, dass auch Gesetze zum Schutz von pädophilen Straftätern existieren, die nicht zuletzt auch zum Schutz meinerselbst vor mir selbst geschaffen wurden.

Es könnte auch sein, dass ich mich zu fragen beginne, warum ich damals, als ich die Täter zur Strecke brache, nicht stattdessen jede Sekunde mit meinen Kindern verbracht habe, in einer Zeit, wo sie mich am meisten gebraucht hätten. In einer Zeit, in der ich nichts Besseres zu tun hatte, als „nicht da zu sein“ und meinen eigenen Trieb zu befriedigen. Meinen Rachetrieb.

Ich sehe mich an einem Tisch in einer Bar, betrunken, den Kopf in die Hände gestützt, und denke: Gott! Warum habe ich mich damals nicht unter Kontrolle gehabt? Warum nur habe ich meinen eigenen Hass über die Liebe meiner Kinder gestellt? Warum nur habe ich die stumme Bitte in den Augen meiner Kinder nicht gesehen: Papi, bitte bleib hier?

Jeder würde natürlich Verständnis dafür haben, dass ich damals so gehandelt habe. Aber für mich würde das vermutlich unwichtig sein. Nur, wenn es ganz schlimm wird, würde ich mir die Bestätigung von anderen Menschen holen: „Ja, ich hätte damals genauso gehandelt, das ist doch verständlich!“.

Ob meine Kinder, oder mein Kind, dafür genausoviel Verständnis fände, weiss ich nicht…

Ich weiss nur eins, was diese Frage betrifft: Kinder, die derart misshandelt wurden, brauchen keinen Vater, der als Racheengel loszieht und nicht da ist, wenn sie ihn am nötigsten brauchen. Diese Kinder brauchen einen Vater, der in dieser Zeit immer bei ihnen ist. Der noch nicht einmal reden braucht. Der einfach da ist, wenn die Träume kommen. Die Angst, die Bilder, und die Tränen. Einen Vater, der dann liebevoll und aufmerksam die Arme öffnet und sein Kind festhält. Mit Händen, die nicht schonmal in Blut gebadet haben.

Nun, da ich langsam wieder von diesem Ort zurückgekehrt bin, möchte ich mir trotz der Bitte, darauf zu verzichten, eine Gegenfrage erlauben. Vielleicht möchte die fragende Person selbst darauf antworten – in welcher Form auch immer. Es ist ein Experiment.

Wenn Du es kannst, dann stell Dir vor, dass Du all das erlebt hast. Genau so. Nach den schon genannten 35 Jahren findest Du heraus, dass der/die Täter selber in ihrer Kindheit auf das Schlimmste missbraucht wurden. Auch ihre Eltern gingen auf einen Rachefeldzug, ermordeten auf grausamste Weise die Täter, und waren danach selber für alle Zeit verändert durch diese Tat. Im Blutrausch übersahen sie leider, dass sie in ihrer blinden Wut nicht nur die Täter, sondern auch einen unschuldigen Familienvater hingerichtet hatten.

Die Familie dieses Mannes fiel auseinander. Seine Frau wurde alkoholsüchtig. Von den Kindern weisst Du nur, dass sie nach einigen Jahren im Jugendknast gelandet sind. Dann verliert sich ihre Spur. Und Du denkst darüber nach, was aus Deinen eigenen Kindern geworden ist.

Meine Frage lautet nun, ob es angemessen ist, darüber zu urteilen, dass die eine Grausamkeit verwerflich, und die andere verständlich ist, oder ob es angemessen ist, gerade in extrem emotionalen Situationen sachlich zu bleiben, um nicht noch mehr Schaden anzurichten und die Menschen, auf die diese Emotionen abzielen, vor unüberlegten Handlungen zu schützen?

Und über folgenden Link kommt man zu dieser Notiz: http://www.facebook.com/notes/udo-symbiont-ziegenzottel/gedankenreisen-eine-antwort-auf-eine-gewaltige-frage-achtung-triggergefahr-f%C3%BCr-b/10151336477778839

S.Stolzenberg

„Der Ruf nach Todesstrafe in Bezug auf Missbrauch an Kindern und Kindstötungen“ oder „Aus Ihnen sprechen Wut, Verzweiflung und Rachegefühle“

Einleitung:

Wenn es um Missbrauch an Kindern oder Kindstötungen geht, hört man sehr schnell Rufe nach der Todesstrafe oder Äußerungen welche Gewalt de Tätern angetan werden sollte, wobei die meisten selbst nicht bereit wären diese auch auszuüben.

Aber dazu muss ich mich beim Missbrauch erstmal damit befassen wie dieser zu definieren ist (dies werde ich hier nur sehr kurz tun, da ich in meinem Blog https://sabrinastolzenberg.wordpress.com/2012/02/25/%E2%80%9Ebleiben-missbrauchsopfer-ihr-leben-lang-opfer-oder-%E2%80%9Ewieso-aufklarung-so-wichtig-ist/ bereits ausführlich definiert habe):

Es gibt vier verschieden Formen des Missbrauchs:

  1. Der psychische Missbrauch; auch emotionaler oder seelischer Missbrauch.
  2. Der physische Missbrauch.
  3. Der sexuelle Missbrauch.
  4. Der rituelle Missbrauch.

Weiterhin muss ich mit den Begrifflichkeiten auseinander setzten, denn Begriffe wie „Kinderschänder“ und ähnliche sollten nicht verwendet werden, da dem Kind keine Schande zugefügt wurde, mit der es zu Leben hätte, sondern ihm wurde Gewalt angetan. Auch die Bezeichnung des „Opfers“ sollte vermieden werden, denn ein Opfer ist der Betroffene nur in der Situation des Missbrauchs! Die Bezeichnung kann Betroffene triggern (Trigger kommt aus dem Englischen und heißt übersetzt Auslöser.) und kann bei Betroffenen, die bisher nicht den Mut gefunden haben sich zu öffnen und über den Missbrauch zu sprechen dazu führen, dass sie dies auch weiterhin nicht tun, da sie denken man würde sie eh ein leben Lang als „hilflose“ Opfer betrachten, die immer Hilfe brauchen werden und kein richtiges Leben führen können“, aber das können sie sehr wohl mit der richtigen Hilfe und einem Umdenken unserer Gesellschaft!

Desweitern muss ich mich auch mit der Definition der Todesstrafe befassen, denn es gibt und gab  nicht „nur“ eine Form der Todesstrafe (hier werde ich die verschieden Formen nur benennen, aber nicht weiter ausführen -> wer dies möchte kann es unter später aufgeführter Quelle tun):

  1. Die Gaskammer
  2. Das Ertränken
  3. Die Kreuzigung
  4. Die Matzzatello
  5. Das Vierteilen
  6. der Feuertod, Scheiterhaufen
  7. Zu Tode gepresst
  8. Lebendig begraben
  9. Die Guillotine, Fallbeil, Enthauptungsmaschin
  10. Die Garotte
  11. Das Rädern
  12. Bei lebendigen Leib gekocht
  13. Die Steinigung
  14. Galgen, Hängen, Strangulieren
  15. Die Erschießung

Quelle hierzu: http://www.todesstrafe.de/hinrichtungsmethoden.html

Und wenn es um Straftaten geht, die mit dem Tode geahndet werden können, sind die Länder noch immer sehr kreativ: Diese beginnen mit Mord, Vergewaltigung, Landesverrat, Entführung, Veruntreuung, … und gehen bis zu Dingen wie Abfall vom Glauben, außerehelichem Sexualverkehr (wozu in manchen Ländern auch durchaus zählt vergewaltigt zu werden!) und Homosexualität. Quelle: http://www.initiative-gegen-die-todesstrafe.de/ueber-uns/leitbild.html

Unabhängig von den Begrifflichkeiten, sollte aber jemand der hinsichtlich einer Kindstötung oder des Missbrauchs an Kindern für die Todesstrafe ist auch bereit sein sich damit auseinander zu setzten was die Ansicht von Betroffenen ist und diese sprechen sie zu einem Großteil dagegen aus. Eine Umfrage dazu ist zum Beispiel auf folgender Seite zu finden, in der sich mehr als die Hälfte der Befragten gegen die Todesstrafe ausspricht: http://www.todesstrafe.de/index.php.

Die Wut, die Empörung und die Verzweiflung gegenüber solchen Taten sind menschlich und nachvollziehbar, aber für viele Opfer spricht einfach mehr gegen die Todesstrafe, als dafür.

Gründe die gegen die Todesstrafe sind folgende:

Es wird immer wieder gesagt, dass die Todesstrafe davor schützt, dass es weitere „Opfer“ gibt und das stimmt natürlich auch, aber 75% aller Missbrauchsfälle passieren im familiären Umfeld. Wie erklärt man aber einem Kind, dass z.B. seinen Erzeuger dennoch liebt, dass dieser zum Tod verurteilt wird, wenn das Kind darüber spricht was ihm angetan wurde? Gar nicht – das Kind würde nicht „nur“ aus Scham, sondern auch aus Verlustangst schweigen und vielleicht sogar weiter missbraucht werden und das Risiko, dass Fremdtäter ihre „Opfer“ töten würden, würde erhöht, da eine Aussage des „Opfers“ den Tod des Täters zur Folge hätte, ohne die Todesstrafe besteht aber zumindest die Chance, dass das Opfer lebendig aufgefunden wird.

Es wird auch immer wieder gesagt, dass der Täter nichts anderes verdient habe und kein Mensch mehr sei und natürlich hat er sich nicht menschlich verhalten, als er missbraucht hat und es hat nichts mit Gerechtigkeit zu tun, wenn der Täter gar nicht oder gerade mal zu ein paar Jahren Haft verurteilt wird, aber er bleibt trotz seiner Tat ein Mensch (rechtliche Definition z.B. §§ 185 ff., 201 ff.,211 ff., 223 ff., 239, 240 : Jedes menschliche Individuum vom Beginn seiner (Lebend-) Geburt bis zu seinem Gesamthirntod.) und selbst wenn es so wäre, wäre dies kein zwingender Grund für die TS – eine lebenslange Haft wäre ebenfalls eine Strafe, die dazu führen würde, dass der Täter keine Tat mehr verüben könnte und kein schönes Leben führen würde, aber die Möglichkeit auf Resozialisierung hätte und dieses Urteil könnte aufgehoben werden, denn es gibt kein unfehlbares Rechtssystem, wodurch Verurteilungen von Unschuldigen nicht ausgeschlossen werden könnten.

Viele würden es lieber sehen, wenn das Geld, welches in die Todesstrafe investiert wird für Opferschutz und Opferhilfe, Gewaltprävention und Aufklärung investiert würde. (Quelle: http://www.initiative-gegen-die-todesstrafe.de/ueber-uns/leitbild.html)

Weiterhin sollte man sich nicht so sehr Gedanken über eine „angemessene“ Bestrafung des Täters machen, sondern dem Betroffenen bei der Bewältigung des Missbrauchs bzw. den Angehörigen eines getöteten Kindes bei der  Bewältigung des Verlusts zur Seite stehen und den Fokus nur uns ausschließlich auf sie legen. Und wie kann man erklären, dass eine Form der Gewalt (nämlich ein Missbrauch bzw. eine Kindstötung ein inhumanes Verhalten darstellt, eine Tötung als Bestrafung aber nicht? Gar nicht! Denn die Tötung eines Menschen ist immer inhuman und kann somit nicht einerseits als richtig, aber gleichzeitig auch als falsch empfunden werden….

Und zuletzt noch das finanzielle Argument die Todesstrafe sei billiger, als beispielsweise eine lebenslange Inhaftierung: In Rechtsstaaten wie den USA kostet ein Todesstrafenprozess im Durchschnitt jedoch mehr als eine lebenslange Haft.[54] Hauptgrund sind die Anklage- und Verteidigungskosten von oft jahrelangen Kapitalverfahren. Dabei müssen die polizeilichen Ermittlungsergebnisse besonders sorgfältig geprüft werden. Mehrere Revisionsinstanzen und Wiederaufnahmemöglichkeiten sind vorgesehen, um Fehlurteile korrigieren zu können.(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Todesstrafe)

Hier zwei ausgesuchte Zitate betroffener Familien einer Kindstötung zur Todesstrafe:

Ein schlimmer Aspekt an der Todesstrafe ist auch, dass sie den Blick der Gesellschaft von Opfer ablenkt und eine Welle der Unterstützung für diejenigen auslöst, die ein Verbrechen begangen haben. Für uns ist die Todesstrafe kein Weg, das Leben unserer Tochter zu würdigen.‘
– Vicki Schieber, deren Tochter Shannon in Pennsylvania, USA ermordet wurde

‚Wenn wir Mördern erlauben, dass sie uns zu Mördern machen, geben wir ihnen zu viel Macht. Sie siegen, indem sie uns ihren Weg zu denken und zu Handeln eröffnen, und wir werden zu dem, das wir ablehnen.‘
– Renny Cushing, dessen Vater in New Hampshire, USA, getötet wurde

(Quelle: http://www.initiative-gegen-die-todesstrafe.de/ueber-uns/leitbild.html)

Ich hoffe, dass dieser Text zumindest ein paar Befürworter der Todesstrafe zum nachdenken anregt und vielleicht sogar zu der ein oder anderen sachlichen Diskussion führt…

Andere gute Texte zum Thema:

http://www.facebook.com/notes/udo-symbiont-ziegenzottel/kindersch%C3%A4nder-sch%C3%A4nder/10151038620258839

http://www.regenbogenwald.de/themen/berichte/brief_einer_betroffenen.htm

http://www.regenbogenwald.de/themen/npd_und_kinderschutz/gegen_kinderschaender.htm

https://www.facebook.com/notes/l%C3%B6schen-der-seite-keine-gnade-f%C3%BCr-kindersch%C3%A4nder-nazis/denkansto%C3%9F-todesstrafe/306161906068480

http://www.facebook.com/notes/heinrich-schmitz/rechtsstaat-%C3%BCberfl%C3%BCssiger-luxus-von-ra-heinrich-schmitz/278037872217748

http://www.facebook.com/notes/heinrich-schmitz/todesstrafenfans-vergesst-es-/279813148706887

http://www.facebook.com/groups/154786014610333/doc/184676608287940/

© S. Stolzenberg

Published in: on 17. Oktober 2012 at 00:11  Comments (1)  

„Stimmungsfang unter dem Deckmantel des Kinderschutz“

Einleitung:

Warum schreibe ich diesen Blog?

Dieser Blog bezieht sich auf ein immer wieder auftretendes und zurzeit wieder aktuelles Thema. So gibt es zurzeit bei Facebook eine Veranstaltung mit dem Namen „1.000.000 Stimmen gegen Kinderschänder – sei dabei!!!“.

Manch einer mag denken das klingt doch eigentlich gut und würde es dabei wirklich um Kinderschutz gehen wäre es das auch, aber darum geht es bei dieser Veranstaltung nicht. Es geht um Stimmenfang für die NPD zu der die Seite „Deutschland gegen Kinderschänder“ zählt.

Woran kann ich erkennen, dass es nicht um Kinderschutz geht?

Es werden zwar auf der Seite immer wieder gewaltverherrlichende Posts und Kommentare gelöscht, aber nur, weil die Seite andernfalls nach mehrmaligem Melden von Facebook gelöscht werden würde. Es gibt jedoch nichts zu melden, wenn die Seite die Posts und Kommentare direkt löscht. Verbindungen zur NPD sieht man aber immer wieder zum Beispiel unter den „Gefällt mir“ Angaben der Seite. Weiterhin sucht man vergebens nach Posts, die auf guten Seiten zum Thema Kinderschutz zu finden sind.

Was macht eine gute Seite zum Kinderschutz aus?

Auf den guten Seiten und in den entsprechenden Gruppen zum Kinderschutz findet sich erst mal der Hinweis, dass diese politisch neutral sind und politische Aussagen zeitnah gelöscht werden. Außerdem werden entgegen der Seite „Deutschland gegen Kinderschänder“ nicht nur Artikel gepostet, in denen das Leid eines Betroffenen gezeigt wird, sondern es wird auch über Beratungsstellen, die Unterscheidung zwischen pädophil (ein Mensch mit der sexuellen Neigung Kinder anziehend zu finden, der dieser aber nicht nachgeht) und pädosexuell (ein Täter) und Projekte wie „kein Täter werden“ informiert. Hier tauscht man sich auch über mögliche Maßnahmen zur Prävention und Aufklärung aus und es werden Mahnwachen, Infoveranstaltungen und ähnliches  geplant und organisiert. Auf diesen Seiten und  in diesen Gruppen wird der Begriff „Kinderschänder“ nicht verwendet, da er impliziert, dass dem Kind eine Schande angetan würde mit der es zu leben hätte. Es wird der Begriff des Pädos gebraucht. Weiterhin liest man auf diesen Seiten und in den Gruppen nicht den Begriff des „Opfers“, da jemand der missbraucht wurde nicht notwendigerweise lebenslang Opfer bleibt, sondern man spricht von Betroffenen oder Überlebenden.

Für mich, wie für andere Betroffene aber auch sehr wichtig: Es geht nicht in erster Linie darum wie ein Täter bestraft werden kann, sondern wie dem betroffenen geholfen werden kann, denn um diese geht es in erster Linie!!! Und insbesondere wichtig ist auf diesen Seiten und in den Gruppen: Den Betroffenen wird es nicht abgesprochen, dass sie ein selbstbestimmtes, glückliches und erfülltes Leben führen können, sie helfen einander, man erhält Informationen über Beratungsstellen und Tipps für die Zeit bis zur Therapie und während der Therapie, so wie Ratschläge was helfen kann, wenn es einem mal nicht so gut geht. Doch auf den guten Seiten und in den Gruppen hat nicht immer alles nur mit Kinderschutz zu tun. Es wird auch mal gealbert und es werden Witze gemacht, damit die Atmosphäre nicht immer nur ernst ist.

Und darum möchte ich Euch bitten: Wenn ihr etwas verändern wollt, geht auf die guten Seiten und/oder in die guten Gruppen und wenn ihr Euch nicht sicher seid, fragt nach!!! Aber macht Euch bitte die Mühe zu hinterfragen, ob eine Seite wirklich Kindern helfen oder nur Stimmungsmache betreiben möchte!!!

© S. Stolzenberg

Published in: on 12. Oktober 2012 at 00:44  Comments (2)  
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